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Diskriminierung von Roma-Kriegsflüchtlingen

Juni 12th, 2022  |  Published in Rassismus & Menschenrechte

Ukrainische Roma am Mannheimer Bahnhof (Foto: Bahnhofshelfer Mannheim/Facebook)Die in Deutschland neu geschaffene „Melde- und Infor­ma­tions­stelle Anti­ziganis­mus“ (MIA) ver­ur­teilt die Dis­kri­mi­nie­rung ge­flüch­te­ter ukrai­ni­scher Roma: Ro­ma aus der Ukraine müs­sen als uk­ra­i­ni­sche Staats­bür­ger/in­nen be­han­delt wer­den!

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine fliehen immer mehr Men­schen Rich­tung Westen. Die europa­weite Bereit­schaft zur Auf­nahme Kriegs­ge­flüch­teter und die Bereit­stel­lung von Ressour­cen ist be­ein­dru­ckend und zeugt von großer Solida­rität. Je­doch sieht die Lage von ukrai­nischen Ge­flüch­teten, die der Roma-Min­der­heit an­ge­hören, anders aus. Roma waren oft­mals bereits im Heimat­land und auf der Flucht Dis­kriminie­rung und Benach­tei­li­gungen aus­gesetzt. In Deut­schland setzt sich dieser Anti­ziganis­mus fort.

Die institutionelle Diskriminierung zeigt sich vor allem darin, dass Roma segre­giert in pro­visori­schen Unter­künften und Hallen unter­gebracht werden – unter an­derem unter dem Vorwand, dass sie ande­re Ge­flüch­tete be­lästigen würden. In der Münchner Not­unter­kunft in den Messe­hallen waren zeit­weise bis zu 2.000 aus der Ukraine ge­flüchtete Roma über mehrere Wochen hin­weg in einer Massen­unter­kunft unter­gebracht. Geflüch­tete, die der ukraini­schen Mehrheits­gesell­schaft an­gehören, wurden hin­gegen oft inner­halb weniger Tage in de­zentrale Quartiere weiter­ver­mittelt.

In zahlreichen Landeskreisen fehlt es an politischem Willen, für geflüchtete Roma adäquate Unter­brin­gungs­bedin­gun­gen zu schaffen, oder die Auf­nahme geflüch­teter Roma wird sogar aus­drück­lich ab­gelehnt. Seitens einiger Ver­waltungs­behörden wird ukrai­nischen Roma vor­ge­worfen, keine „echten“ Kriegs­flücht­linge zu sein und nur Leis­tungen bevziehen zu wollen. Der insti­tutio­nelle Anti­ziganis­mus drückt sich ebenfalls in öffent­lichen Äußerun­gen von Polizei­behörden aus, denen zufolge Roma für Probleme und Miss­stände ver­antwortlich ge­macht werden.

Diskriminierung manifestiert sich auch auf individueller Ebene, durch Sicher­heits­perso­nal und Dienst­leister. Exempla­risch hierfür waren die Vor­fälle bei der Deutschen Bahn am Haupt­bahn­hof Mannheim und in Kassel. Weite­re Vorfälle wurden u.a. in Unter­künften in Berlin und München ge­meldet, immer mit dem Vorwurf gegen­über Roma, Leis­tungen in Anspruch ge­nommen zu haben, die nur „echten“ Kriegs­flücht­lingen zu­stünden. Zudem wei­gerten sich viele Dol­met­scher_in­nen, für Roma zu über­setzten. Read the rest of this entry »