März 14th, 2023 |
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Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Eleonora Roldán Mendívil & Bafta Sarbo (Hrsg.): Die Diversität der Ausbeutung. Zur Kritik des herrschenden Antirassismus, 3. Aufl., Berlin 2023, 200 S. [→Karl Dietz Verlag Berlin]
In Deutschland wird von Antidiskriminierungsstellen bis zur radikalen Linken ein liberaler Rassismusbegriff vertreten, der vor allem auf Repräsentation, Inklusion und Diversität setzt. Wie Klasse und Rasse zusammenhängen, wird aktuell so gut wie nicht diskutiert. Dabei gibt es durchaus eine kritisch-marxistische Tradition der Rassismusforschung. Der Band will diesen Fundus heben. Hierzu werden historische und aktuelle Diskussionen aus dem englischsprachigen Raum rezipiert sowie aus deutschsprachigen marxistischen Wissensarchiven aktualisiert. Gleichzeitig bietet das Buch eine politische Intervention in die aktuelle Debatte um strukturellen und institutionellen Rassismus – ob auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Polizei – und präsentiert Alternativen zum liberalen Antirassismus, indem ein marxistischer Rassismusbegriff in Theorie und Praxis vorgestellt wird.
Mit Beiträgen von: Celia Bouali, Sebastian Friedrich, Fabian Georgi, Eleonora Roldán Mendívil, Lea Pilone, Bafta Sarbo, Hannah Vögele und einem Vorwort von Christian Frings
Zu den Herausgeberinnen:
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März 2nd, 2023 |
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Dokumente & Berichte, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Das Schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) hat die Resultate der „Erhebung zum Zusammenleben in der Schweiz 2022“ veröffentlicht. Die gute Nachricht zuerst: Seit der ersten Umfrage 2016 verringerte sich der Anteil der Befragten, die angaben, sich durch „anders empfundene Personen“ gestört zu fühlen, von 36,3% auf 31%.
Und nun die schlechte: „Auf großes Unwohlsein stößt laut der Befragung immer noch die fahrende Lebensweise [von Sinti und Roma und weiteren Gruppierungen]. Während all die anderen Gründe in den letzten beiden Jahren leicht zurückgingen, haben die Statistiker hier sogar eine leichte Zunahme festgestellt.“ [Zofinger Tagblatt]

Februar 25th, 2023 |
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Dokumente & Berichte, Geschichte & Gedenken, Jugend & Bildung, Wissenschaft
Auf die Frage nach den Verfolgten des Nationalsozialismus können nur 30,9% der in Deutschland befragten Jugendlichen (16-25 Jahre) Sinti und Roma als Opfergruppe anführen.
Das ergab die soeben veröffentlichte MEMO-Jugendstudie 2023. Ziel der Erhebung ist die empirische Dokumentation der in Deutschland vorherrschenden Erinnerungskultur. Es ist dies die umfangreichste Studie ihrer Art und erweitert die bisherigen fünf MEMO-Erhebungen (2018–2022) um die Fokusgruppe junge Erwachsene. Mehr hier: stiftung-evz.de [Download (pdf): →MEMO-Jugendstudie 2023]

Februar 23rd, 2023 |
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Einrichtungen, Jugend & Bildung, Medien & Presse, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Antiziganismus in den Medien – Darstellungsweisen sowie Möglichkeiten einer kritischen Medienkompetenz
Nur wenig gesellschaftliches Bewusstsein gibt es bislang für die spezifische Rassismusform Antiziganismus. Ein Verbundprojekt der PH Heidelberg untersucht, welche Bedeutung öffentliche Medien für die Reproduktion von Antiziganismus haben. Erforscht wird auch, wie Medien für eine Rassismus-kritische Lehrer:innenbildung genutzt werden können. Auf dieser Basis sollen Onlinetools entwickelt werden, um das Thema Antiziganismus systematisch in die Lehrer:innenbildung zu implementieren. Das Projekt wird in Kooperation mit der Universität Heidelberg und externen Partnern von Januar 2023 bis März 2026 durchgeführt.
Das Verbundprojekt „Mediale Antiziganismen – Von der interdisziplinären Analyse zur kritischen Medienkompetenz“ (MeAviA) wird von Prof. Dr. Melanie Kuhn und Prof. Dr. Bettina Degner sowie ihren Mitarbeitenden von der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg durchgeführt. Sie kooperieren dabei mit Wissenschaftler:innen der Universität Heidelberg: Mit Prof. Dr. Michael Haus, der die Heidelberg School of Education und das Institut für Politische Wissenschaft als Verbundleitung vertritt, mit Prof. Dr. Sarah Burnautzki vom Romanischen Seminar und Dr. Radmila Mladenova von der Forschungsstelle Antiziganismus. Außerdem arbeiten sie mit Einrichtungen und Medienzentren zusammen, die mit der Thematik befasst sind, wie etwa dem Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma.
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Februar 21st, 2023 |
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Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Radmila Mladenova: The ‘White’ Mask and the ‘Gypsy’ Mask in Film (=Antiziganismusforschung interdisziplinär – Schriftenreihe der Forschungsstelle Antiziganismus, Band 3), Heidelberg University Publishing, Heidelberg 2022. [CC BY-SA 4.0]
→Download (pdf)
Die Studie widmet sich einem in der Filmwissenschaft bislang vernachlässigten Thema: dem ‚Zigeuner‘-Phantasma auf der Kinoleinwand. Sie verbindet die Rekonstruktion der Geschichte der ‚Zigeuner‘-Darstellungen im Film seit den Anfängen des Mediums mit einer systematischen filmtheoretischen Verortung ihrer ästhetischen und gesellschaftlichen Funktion. Auf der Grundlage von über 150 Werken aus dem europäischen und US-amerikanischen Kino wird aufgezeigt, dass den ,Zigeuner‘-Spielfilmproduktionen unabhängig von Ort und Zeit ihrer Entstehung das Grundgerüst einer ,ethno-rassischen‘ Maskerade gemeinsam ist. Read the rest of this entry »
Februar 9th, 2023 |
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Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber (Hg.): Vagabondage. Historische und zeitgenössische Facetten des Vagabundierens in Wien, Sonderzahl: Wien 2022.
[Inhaltsverzeichnis (PDF)]
Va · ga · bon · da · ge: Der – laut Duden – spezifisch österreichische Ausdruck benennt die Lebensform einer Gruppe sozial bestimmter Figuren, oder kurz: Landstreicherei, Herumtreiberei. Im vorliegenden Band fokussiert der Begriff vor allem die künstlerischen und politischen Aspekte jener Bewegungen, die sich in den 1920er Jahren mit großem Selbstbewusstsein formierten und sogar »Vagabundenkongresse« abhielten. Ein solcher war, nach einer ersten Veranstaltung in Stuttgart 1929, für das Jahr 1930 auch in Wien geplant, wurde allerdings nicht realisiert. Wien, als eines der Gravitationszentren der Landstreichenden, bildet den Ausgangspunkt und den Schauplatz einer eingehenden Untersuchung von Vagabund*innenbewegungen. Dabei werden historische und kulturwissenschaftliche Perspektiven mit zeitgenössischen Analysen, Stellungnahmen und Berichten verschränkt: Auf diese Weise werden Brüche und Kontinuitäten hinsichtlich sozialer Mechanismen, künstlerischer Ausdrucksformen und politischer Organisationsformen ausgelotet und zur Sprache gebracht. Der Band stellt dabei sowohl einen Grundlagenbeitrag als auch eine zur weiteren Forschung anregende Anthologie dar.
Wie facettenreich und vielschichtig jene Bevölkerungsgruppen sind, die als Vagabund*innen, als ›Nicht-Sesshafte‹ und/oder Wandernde tituliert werden bzw. sich selbst als solche bezeichnen, zeigt sich in den historischen und kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzungen ebenso wie in dem Kaleidoskop zeitgenössischer Initiativen, Bewegungen, Forschungs- und Kunstprojekten, die sich mit Systemen sozialer Beziehungen befassen, die außerhalb einer etablierten gesellschaftlichen Ordnung angesiedelt werden.
Mit Beiträgen von: Averklub Collective, Lisa Bolyos, Ljubomir Bratić, Natalie Deewan, Enesi M., Georg Fingerlos, Peter Haumer, Anna Leder, Alexander Machatschke, Elena Messner, Andreas Pavlic, Maren Rahmann, Georg Rosenitsch, Eva Schörkhuber und Christa Stippinger.
(Text: Verlagsinfo Sonderzahl)
November 13th, 2022 |
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Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Entwicklung von antimuslimischem Rassismus und Romafeindlichkeit in Deutschland (Ost/West) von 2014 bis 2022 (rechts).
Aus der soeben veröffentlichten Leipziger Autoritarismusstudie 2022, S. 70–72 (mehr hier):
Mit Muslimfeindschaft und Antiziganismus erfassen wir auch in diesem Jahr die Abwertung zweier Gruppen, die von extrem rechten Akteuren bis hinein in demokratische Milieus immer wieder als Feindbilder instrumentalisiert werden. [...] Wie bei der Ausländerfeindlichkeit beobachten wir auch für Muslimfeindschaft 2022 teils deutlich höhere Werte im Osten (Tab. 16). Hier stimmen 46,6 % der Befragten der Aussage »Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden« mindestens »überwiegend« zu, nur eine Minderheit lehnt die Aussage explizit ab. [...] Auch beim Antiziganismus zeigt sich 2022 eine deutlich höhere Abwertungsbereitschaft im Osten: Mehr als die Hälfte der Ostdeutschen »hätte Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma« in seiner oder ihrer Nähe aufhielten, und eine klare Mehrheit ist »überwiegend« oder »voll und ganz« der Meinung, dass Sinti und Roma zur Kriminalität neigen. Doch auch im Westen liegen die Zustimmungswerte für antiziganistische Aussagen, die sich zwischen 29,7 % und 39,3 % bewegen, auf einem hohen Niveau.
November 10th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Neue Leipziger Autoritarismus-Studie in Berlin präsentiert: Deutsche sind zufriedener mit der Staatsform Demokratie. Hass auf ‚Andere‘ tritt in den Vordergrund. Massive Ablehnung von Sinti und Roma sowie Muslimen vor allem in Ostdeutschland.
Die Zufriedenheit der Bürger:innen mit der Demokratie in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, die rechtsextremen Einstellungen sind zum Teil deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig angestiegen und weit verbreitet ist der Hass auf Migrant:innen, Frauen, Muslim:innen und andere Gruppen in Deutschland. Zudem lassen sich in Folge der Pandemie verstärkte Wünsche nach Autorität feststellen. Das sind zentrale Ergebnisse der repräsentativen „Leipziger Autoritarismus-Studie“.
Prof. Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig präsentierten die Studienergebnisse am 9. November in der Bundespressekonferenz in Berlin. Die Studie, in der auch Einstellungen zu politischen Entscheidungen im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie und den Krieg gegen die Ukraine thematisiert werden, entstand in Kooperation mit der Heinrich-Böll- und der Otto-Brenner-Stiftung.
Laut Studie zeigen nur noch 2 Prozent der Ostdeutschen ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild. 2020 waren es noch rund 10 Prozent. „Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen nimmt nicht nur im gesamten Bundesgebiet ab, sondern insbesondere in Ostdeutschland. Das ist eine gute Nachricht, aber nur das halbe Bild“, sagt Studienleiter Professor Oliver Decker. „Während Elemente einer Neo-NS-Ideologie seltener sind, haben die Ressentiments gegen jene, die als ‚anders‘ empfunden werden, sogar zugenommen“, ergänzt der zweite Studienleiter Professor Elmar Brähler. Der Prozentsatz der laut Studie „manifest ausländerfeindlich Eingestellten“ ist im Vergleich zu 2020 in Ostdeutschland von 27,8 Prozent auf 31 Prozent gestiegen, während sie in Westdeutschland von 13,7 Prozent auf 12,6 Prozent gesunken ist. 40 Prozent der Ostdeutschen geben an, Deutschland sei aus ihrer Sicht „durch die vielen Ausländer überfremdet“, auch 23 Prozent der Westdeutschen stimmen dieser Aussage zu.
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Oktober 11th, 2022 |
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Geschichte & Gedenken, Jugend & Bildung, Radijo/TV Erba, Veranstaltungen & Ausstellungen, Wissenschaft
Radijo Erba & TV Erba
Tschibtscha | 10.10.2022 | 6:06 min
Videjoakero redo usi historija le burgenlanditike Romendar: Anglevakeripe le Walter Reissistar taj Gerhard Baumgartner
Jek serija neve videjo-lecturesendar le ischkolakere sikadipeske, le barengere sikadipeske taj le cile intersirti dschenenge o erschtivar le pradipeske presentirim ol: O erschti Roma ando Burgenland (16. dschi 18. schelberschengero) / hajmatakero tschatschipe taj mirgracija (19. schelberschengero) / tschib taj kultura le Romendar, Sinti taj Lovara / Roma ando historischi filmiskere kveltscha / Roma ojs objektscha obrigkajtschtotlichi taj harengere keriptscha / Roma ando nacijonalsocijalismus (1938 dschi 1945) / O prik dschivde le logerendar (1945 dschi 1965) / kesdipe le internacijonali taj la austrijakera Romengere micinipestar (1968 dschi 1995) / Austijakere Roma adi.
Eine Serie von neun Video-Lectures für den Schulunterricht, die Erwachsenenbildung und alle Interessierte wird erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Vortrag von Walter Reiss und Gerhard Baumgartner.
→Link/Video-Lectures für den Schulunterricht
(Beitrag und Text: TV Erba)
Siehe auch:
Videoreihe zur Geschichte der Burgenland-Roma, 7.10.2022
Oktober 6th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Radijo/TV Erba, Wissenschaft
Radijo Erba & TV Erba
Tschibtscha | 6.10.2022 | 8:04 min
Präsentation an der Uni Wien: „Studie zur Evaluierung der nationalen Strategie zur Inklusion der Rom:nja in Österreich“
Ando 4. oktoberi 2022 Betschiste upri universiteta i schtudija presentirim uli. La schtudijake 400 schel andi Austrija dschivde Romnja taj Roma phutschle ule, pedar oda ari te organisacija taj dschene, save le prikbescharipeske buti kernahi, lenca vakeriptscha kerde ule. Sensiro hi jek projekto, savi i nacijonali strategija uso utscheder keripe la socijala inklusijonatar le Romendar savi ando bersch 2001 ardim uli, taj o bajder keripe arkerdo ulo, evalujirim te ol. Cil le evalujirinipestar hi, ari te lakel, sar taj kitschi le bundakere birovtschostar definirti ciltscha, reste ule. La austrijakera regirungatar bescharde keriptscha hi o palvakeripe andar o bersch 2011. la EU-akere bescharde strategischi keriptschendar le Romenge andi EU. O virkinipeskere ciltscha hi: Nisaj diskriminacija le Romendar uso sikadipe, buti, sastipe taj ando khera kaj atschen. Soralipe le Romendar ando cile khetanipeskere koji, Palmaripe le sterijotipschendar taj le anticiganismusistar, sensiblisirinipe le pradipestar taj gadschendar le aunpaschlaripeske le Romenge taj buter aver koji meg.
SENSIRO ist ein Projekt, das die nationale Strategie zur Erhöhung der sozialen Inklusion der Rom*nja, die 2011 verabschiedet wurde und deren Fortsetzung vor kurzem beschlossen wurde, unabhängig evaluiert. Ziel der Evaluierung ist es, herauszufinden, ob und inwiefern die vom Bundeskanzleramt definierten Wirkungsziele erreicht wurden. Die von der österreichischen Regierung gesetzten Maßnahmen sind die Antwort auf den 2011 von der EU gesetzten strategischen Rahmen für Rom*nja in der EU. Read the rest of this entry »