September 14th, 2024 |
Published in
Kunst & Fotografie, Rassismus & Menschenrechte, Veranstaltungen & Ausstellungen
Cruising Utopia: Scenes from the Roma-Queer Imagination
Béla Váradi, Joy Charpentier, Mersud Selman
20.9.2024 bis 11.1.2025 (freier Eintritt) | Stiftung Kai Dikhas/Kunstraum Dikhas Dur, Prinzenstr. 84.2, 10969 Berlin | Eröffnung: 19.9.2024, 19 Uhr
Die Ausstellung „Cruising Utopia. Scenes from the Roma-Queer Imagination“ erkundet künstlerische Werke von Roma-Künstler*innen aus LGBTQIA+-Communitys. Die Künstler*innen verbinden Erinnerungen, ihre Subjektivitäten und Diskriminierungserfahrungen sowie die Erfahrung von kollektivem Protest, indem sie die Macht der Vorstellungskraft nutzen. Zeugnisse von Erlebtem gewinnen dann an Legitimität, wenn das geschilderte Ereignis als bedeutsam angesehen wird. Historisch gesehen wurden die Erzählungen von Roma-Queer-Personen zum Schweigen gebracht, ausgelöscht oder in die Enge getrieben, als unwichtig, wenn nicht gar als pervers angesehen und nur in Archiven als Aufzeichnungen medizinischer Verderbtheit oder als Kriminalakten aufbewahrt. Daraus folgt, dass die (Neu-)Aufzeichnung – oder das Neu-Erzählen – dieser Geschichten einen Akt des Engagements und der Validierung darstellt. Die von Roma-Queer-Künstler*innen produzierten Werke sind Brücken oder Mediationen, die es traditionell rassifizierten Subjekten, die (gezwungenermaßen) in Unsichtbarkeit leben, ermöglichen, eine zentrale Position einzunehmen. So zeigt die Ausstellung, wie Zeugnisse und Imaginationen von Roma-Queer-Personen eine „kathartische Würde“ und Sichtbarkeit für an den Rand der Gesellschaft verbannten Gemeinschaften herstellen können.
Mittels der Performances von Joy Charpentier und Mersud Selman erkundet die Ausstellung Roma-Queer-Narrative. Indem nicht-normative Erzählungen verkörpert und Stimmen und Körper inszeniert werden, suchen die Künstler*innen den Erzählungen Legitimität zu verleihen. Zusammen mit den lebendigen Bildern der Fotografien von Béla Váradi ermöglichen sie uns, von individuellen oder autobiografischen Bezügen zu kollektiven Biografien und Erinnerungen überzugehen. Read the rest of this entry »
Juli 6th, 2024 |
Published in
Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen
„Salzkammergut 2024“. Das Museum Ebensee öffnet seine Türen für Ceija Stojka: „Hoffnung – Das war, was uns stärkte“
Zu sehen von 6.7. bis 29.9.2024 im Museum Ebensee, Kirchengasse 6
Bei der Ausstellung, die bildende Kunst, Musik und gesellschaftliche Themen in Bezug auf Österreich vereint, steht die Position der Frau, Künstlerin und Aktivistin Ceija Stojka (1933–2013) im Vordergrund – aktuell eine der gefragtesten österreichischen Künstlerinnen in der internationalen Kunstszene. Ihr bildliches Werk setzt sich aus Bildern mit persönlichem Bezug zu ihrer Historie als Kind vor, im und nach der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Ihre noch nicht veröffentlichten Tagebücher liefern eine persönliche Perspektive auf die Zeitgeschichte in Österreich am Ende des 20. Jahrhunderts. Ziel des Projekts im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024 ist es, diese Position in einem europäischen und internationalen Kontext zu präsentieren und einen Blick über den Tellerrand zu schaffen. Begleitend zur Ausstellung findet ein Filmprogramm, ein Talk und eine Musikveranstaltung statt.
Im Werk von Ceija Stojka strahlt das Leben und überlebt am Ende die Hoffnung.
(Text: Salzkammergut 2024)
Juni 5th, 2024 |
Published in
Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen
Porträtserie international bekannter Roma-Künstler*innen und Aktivist*innen
Ausstellung von Nihad Nino Pušija
Stiftung Kai Dikhas, zu sehen bis 30. Juni 2024
Ort: Bildungsforum gegen Antiziganismus & Kunstraum Dikhas Dur, Prinzenstr. 84.2, 10969 Berlin
Wenn es um das Sujet der Sinti und Roma geht, ist die Fotografie die historisch komplexeste und problematischste Bildgattung. Werden sich Roma jemals von den traumatisierenden Praktiken der fotografischen Darstellung distanzieren können, durch die sie sexualisiert und kriminalisiert wurden – Praktiken, die sich durch die gesamte Geschichte der Anthropologie und Ethnografie ziehen? Und ist es endgültig unmöglich geworden, diesen fotografischen Blick umzukehren und zu erwidern?
Seit der Künstler und Fotograf Nihad Nino Pušija (Website) zum ersten Mal 1988 in Sarajevo ausstellte, stehen diese Fragen im Zentrum seiner Arbeit. Pusija beschäftigt sich mit den Vorurteilen gegenüber Roma und mit ihren politischen Folgen wie Deportation und Assimilation. Stets findet er neue Möglichkeiten, authentische Bilder zu schaffen. Damit leistet er einen Beitrag zur fortlaufenden kritischen Untersuchung seitens der europäischen Kunstszene, welche Rolle die Bilder der sogenannten „Anderen“ für das Selbstbild der Porträtierten spielen.
Nihad Nino Pušija (D/BIH) wurde 1965 in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina geboren und er ist Kunstfotograf. Seine Arbeit konzentrierte sich hauptsächlich auf Dokumentar- und Porträtfotografie, deren Ziel es ist, die Identität der Roma in Berlin, wo er seit 32 Jahren lebt, und anderswo in Europa einzufangen. Read the rest of this entry »
Mai 10th, 2024 |
Published in
Interview, Kunst & Fotografie, Radio, Podcast & TV
hr-iNFO Kultur, 8.4.2024, 25 Min.
Beitrag von Yvonne Koch
Auch wenn wir das Z-Wort vermeiden und zum Beispiel das Schnitzel jetzt ,Balkan-Art‘ nennen – die Vorurteile gegen Sinti und Roma stecken tief. Deshalb denken bei Stichwort Roma-Kunst viele bestimmt automatisch an feurige Geigenspieler, reißende Gitarrenrhythmen und ausgelassenem Tanz. Aber was versteckt sich tatsächlich dahinter? Was ist Roma-Kunst? und vor allem, wie kommen die Roma selbst mit diesem Label zurecht? Anlässlich des Tags der Roma fragen wir nach … Mit Yvonne Koch.
(Text und Beitrag: hr-iNFO Kultur)
Juli 22nd, 2023 |
Published in
Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen
Sivdem Amenge. Ich nähte für uns.
I sewed for us.
Ausstellung von Małgorzata Mirga-Tas
Bis 3. Sept. 2023, Brücke-Museum in Berlin
Małgorzata Mirga-Tas (*1978 in Zakopane, Polen) schafft großformatige, farbenprächtige Textilcollagen und Gemälde. In ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland tritt sie in einen künstlerischen Dialog mit der historischen Sammlung des Brücke-Museums.
Ihre Arbeiten thematisieren historische Erzählungen, aber auch zeitgenössische Erfahrungen von Rom*nja. Oft stellt die Künstlerin alltägliche Szenen aus deren Leben dar, die mit stereotypen Fremddarstellungen brechen und diesen eine neue, selbstbewusste Rom*nja-Ikonografie entgegenstellen. Gemeinschaft, Familie, Schwesternschaft und Geschlechterverhältnisse sind zentrale Motive ihres künstlerischen Oeuvres. Die Protagonist*innen sind oftmals Personen, die der Künstlerin nahestehen: Familienmitglieder, befreundete Künstler*innen und andere wichtige Persönlichkeiten der Rom*nja-Community.
Mirga-Tas ist Bergitka-Romni und wuchs in einer Rom*nja-Siedlung im polnischen Czarna Góra auf. Ihre künstlerische Tätigkeit ist eng mit ihrem Aktivismus für die Belange der Rom*nja verbunden. Denn deren Darstellung ist seit Jahrhunderten durch den Blick von Nicht-Rom*nja geprägt und reproduziert – wie beispielsweise in Bildern von Otto Mueller – häufig unreflektiert rassistische Klischees.
In ihren Arbeiten bezieht sich Mirga-Tas auf diese problematischen historischen Bilder und verhandelt sie neu. Read the rest of this entry »
Juli 15th, 2023 |
Published in
Hochschulschriften, Kunst & Fotografie, Literatur & Bücher, Medien & Presse, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Rosa Tatzber (2021): Zur visuellen Reproduktion des Antiziganismus
Masterarbeit, Universität Wien (Fakultät für Sozialwissenschaften), 111 S.
→Zum Download der UB Wien (pdf)
Abstract: Antiziganismus ist ein sozial bedingtes Phänomen, welches seit Jahrhunderten zur Diskriminierung und Verfolgung von Rom_nja und Sint_ize führt. Um Antiziganismus in seiner gesellschaftlichen Bedingtheit zu verstehen, wird auf die Kritische Theorie des Antiziganismus Bezug genommen, die dessen Ursache nicht in den Betroffenen, sondern in der pathischen Projektion der Vorurteilshaften sieht. Aufbauend auf diese Thesen wird mit dem Konzept der antiziganistischen Sinnstruktur eine Verbindung zur wissenssoziologischen Bildhermeneutik hergestellt, um der visuelle Reproduktion von Antiziganismus in fixierten Bildern nachzugehen. Vorgestellt werden vier Bildinterpretationen, welche sich mit dem antiziganistischen Potenzial auf den Ebenen der Bildgestaltung, der ikonografischen Bildtradition und des Kontextes (Facebook, VOL.at, Oe24.at, RTL.de, 9Gag.com) befassen. Wesentlich ist der Ausgangspunkt, dass Bilder ikonisch Sinn erzeugen und dieser nicht vollständig in Sprache übersetzbar ist. Daher wurde die Methode der Figurativen Hermeneutik nach Michael R. Müller gewählt. Deutlich wird, dass bereits die Choreografie der Bilder Antiziganismus visuell reproduzieren kann und sich diese in die Tradition der Fremddarstellungen einordnen lassen. Daher ist eine Sensibilisierung für visuelle Stereotype und das Aufzeigen von Gegenbildern notwendig.
Schlagwörter: Antiziganismus / Kritische Theorie / visuelle Soziologie / visuelle Stereotype
Hochschulschrift (Masterarbeit); Betreuerin: Roswitha Breckner
u:theses ist das Hochschulschriften-Repositorium der Universität Wien.
UB Wien: utheses.univie.ac.at/detail/61060
Juni 22nd, 2023 |
Published in
Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Kunst & Fotografie, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Frank Reuter, Daniela Gress, Radmila Mladenova (Hrsg.): Visuelle Dimensionen des Antiziganismus. (= Antiziganismusforschung interdisziplinär – Schriftenreihe der Forschungsstelle Antiziganismus, Band 2), Heidelberg University Publishing: Heidelberg 2021.
→Zum Download
Visuelle Medien spielen seit der Frühen Neuzeit eine Schlüsselrolle für die Genese des Antiziganismus. Der interdisziplinär angelegte Sammelband untersucht die zentralen Motive und Semantiken von „Zigeuner“-Bildern in unterschiedlichen Repräsentationsformen wie Literatur, bildender Kunst, Fotografie, Postkarten, Oper, Theater, Comic, Film oder Computerspielen. Dabei werden insbesondere Verbindungslinien und Wechselbeziehungen in den Blick genommen. Die Beiträge legen die inhaltlichen, zeitlichen, geografischen und medienspezifischen Ausprägungen eines der wirkmächtigsten Stereotype in der europäischen Kulturgeschichte frei. Bis heute haben antiziganistische Imaginationen negativen Einfluss auf die Positionierung von Sinti und Roma in den europäischen Gesellschaften.
Read the rest of this entry »
Mai 4th, 2023 |
Published in
Kunst & Fotografie, Literatur & Bücher
Hrsg. von Moritz Pankok und Álvaro Garreaud
Edition Braus, 144 S., veröffentlicht am 15. Nov. 2022
Helios Gómez (geb. 1905, Sevilla – gest. 1956, Barcelona) stand im Zentrum der wichtigsten Netzwerke künstlerischen Schaffens in Europa Anfang des 20. Jahrhunderts. Seine Zeichnungen, Plakate und Gemälde erzählen aus einer subalternen und aktiven Perspektive den Einbruch des Proletariats in die Geschichte der Bilder. Während der Zeit der Diktatur in Spanien wurde er verfolgt und ging 1927 ins Exil. Nach einem Aufenthalt in Paris folgten die Stationen Brüssel, Wien, Moskau und im Winter 1928/29 schließlich Berlin. Im Kreis der Assoziation revolutionärer bildender Künstler knüpfte er Beziehungen zur Dada-Gruppe und den Konstruktivisten und studierte moderne Typographie. 1930 veröffentlichte die Internationale Arbeiter-Assoziation in Berlin sein Meisterwerk »Dias de Ira – Tage des Zorns«, das Realismus und Abstraktion, radikale Ästhetik und soziales Engagement verbindet und welches in diesem Buch vollständig reproduziert wird.
(Text: Aufbau Verlag)
Zu Helios Gómez siehe auch den Beitrag von Daniel Díaz in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins dROMa.
März 7th, 2023 |
Published in
Facts & Figures, Kunst & Fotografie
Der Artprice-Kunstmarktbericht 2014/15 nennt die Gitana Lita Cabellut als international am zweitmeisten gehandelte lebende Künstlerin aus Spanien.
(Quelle)
Januar 23rd, 2023 |
Published in
Geschichte & Gedenken, Kunst & Fotografie
Sie malte um ihr Leben: Ihre künstlerische Begabung hat Dina Gottliebová-Babbitt in Auschwitz vor dem Tod in der Gaskammer gerettet. Mordarzt Josef Mengele ließ sie im Vernichtungslager Bilder von Roma und Sinti anfertigen. Vor 100 Jahren wurde Dina Gottliebová in Brno/Brünn geboren.
Radio Prag Int.: Die tschechisch-amerikanische Grafikerin wurde am 21. Januar 1923 in Brno/Brünn geboren. Während der deutschen Besatzung schloss man Dina Gottliebová wegen ihrer jüdischen Herkunft von der Kunsthochschule aus. Anfang 1942 wurden sie und ihre Mutter zunächst ins Konzentrationslager Terezín/Theresienstadt deportiert und von dort knapp zwei Jahre später ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Doch ihr künstlerisches Talent rettete Dina Gottliebová vor dem Tod. [...] Der berüchtigte SS-Arzt Josef Mengele wurde auf eine Zeichnung aufmerksam und ließ nach der Künstlerin suchen. Er machte die 21-jährige Gottliebová zur Porträtistin der Opfer seiner Experimente. Denn Mengele fand, dass auf den Fotografien von gefangenen Sinti und Roma deren Hautfarbe nicht genügend stark zutage trete. Und so musste Dina Gottliebová als Häftling 61016 farbige Aquarellzeichnungen der dem Tod geweihten Menschen anfertigen.
Read the rest of this entry »