November 18th, 2023 |
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Film & Theater, Politik, Radio, Podcast & TV, Rassismus & Menschenrechte
Weltspiegel Doku: Roma in der Slowakei – Gibt es einen Weg aus der Armut? (MDR)
Dokumentation (45 Min.)
Eine Problemdoku mehr, die übersieht, dass auch in der Slowakei ein großer Teil der Roma nicht in solchen Elendssiedlungen lebt, dass es selbstbestimmte Roma gibt, die ein normales, erfolgreiches Leben führen, ganz ohne Paternalismus. Vor allem skizziert dieser Bericht die Lethargie der marginalisierten Roma als den eigentlichen Kern des Problems – den erdrückenden Rassismus der Mehrheitsgesellschaft und der Politik hingegen, der über allem liegt (und der in der Sendung ja auch des Öfteren anklingt), entlässt die Doku dann doch allzu leicht aus der Verantwortung. Das beginnt schon damit, wie der Beitrag anfangs die „Problem-Roma“ und dann die überaus freundlichen „normalen“ Slowaken einführt. Eine Roma-TV-Doku nicht ohne Schieflagen, aber sehenswert. (dROMa)
Das Erste, Weltspiegel, 13.11.2023
Aus der ARD-Programmankündigung: Rund 500.000 Roma leben in der Slowakei – in Bezug auf die Bevölkerungsgröße eine der stärksten Roma-Minderheiten in Europa. Die Roma leben größtenteils in Ghettos und Slumsiedlungen, in ärmsten Verhältnissen, mit nur wenigen Verbindungen zum Rest der slowakischen Bevölkerung. Seit Jahrzehnten gibt es Bestrebungen, die Roma gesellschaftlich zu integrieren, sie aus ihrer Parallelwelt herauszuholen. Die meisten Projekte – viele halbherzig initiiert – sind gescheitert. Teilweise auch aufgrund mangelnden Interesses oder der Resignation vieler Roma. Read the rest of this entry »
November 14th, 2023 |
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Einrichtungen, Politik, Veranstaltungen & Ausstellungen
Roundtable im Parlament: Wie kann der Staat die Selbstorganisationen der Roma und Sinti in Österreich stärken? Strukturen und Narrative der Zukunft
Eine Veranstaltung von Romano Svato
→zum Video auf Youtube (Beginn: Min. 12:00)
Aus der Ankündigung von Romano Svato:
Die Bürgerrechtsbewegung der Rom*nja und Sinti*zze in Österreich befindet sich im Umbruch. Derzeit gibt es Fortschritte wie den Beschluss zu einem Gedenkort in Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Gleichzeitig arbeiten die meisten Selbstorganisationen unter prekären Bedingungen und ohne jegliche nachhaltige Perspektive. Die Kultur und Sprache der Roma als historischer Teil europäischer Kultur bleibt das Stiefkind aller politischen Bemühungen. Zudem existieren keine eigenen Orte des Austausches – schon gar keine „Save Spaces“ für die Communitys. Eine umfassende Anerkennung der Roma und Sinti bedingt jedoch immer einen vorhandenen politischen Willen. Im Dialog zwischen Politik, Bürgerrechtsbewegung und Künstler*innen werden Entwicklungen und Möglichkeiten diskutiert.
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September 28th, 2023 |
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Geschichte & Gedenken, Politik
Offener Brief der Jenischen an Integrationsministerin Susanne Raab
Im Jänner 2020 hat die österreichische Regierung in ihrem Regierungsprogramm „Aus Verantwortung für Österreich“ die Prüfung der Anerkennung der Jenischen angekündigt. Heute, fast vier Jahre später, ist diesbezüglich leider nur Stillstand zu sehen. Deshalb schicken der Verein Jenische in Österreich, der Europäische Jenische Rat und das Jenische Archiv einen offenen Brief an die zuständige Bundesministerin Susanne Raab.
Sehr geehrte Frau Ministerin Susanne Raab,
wie Sie wissen, hat die im Regierungsprogramm vom Jänner 2020 angekündigte „Prüfung der Anerkennung der jenischen Volksgruppe in Österreich“ bislang nicht nur nicht stattgefunden, sie hat zudem noch nicht einmal begonnen. Angesichts der bereits verstrichenen Regierungszeit wird sie wohl ein reines Lippenbekenntnis gewesen sein? Wir, der „Verein Jenische in Österreich“, Sprecher:innen der jenischen Volksgruppe in Österreich, haben uns am 30. Jänner 2020 erstmals an Sie gewandt, bekommen aber bis heute, bei Ihnen als zuständiger Ministerin, nicht nur keinen Termin, nein, auch Medienanfragen zum Thema werden nicht beantwortet. Besorgt um unsere liberale Demokratie und irritiert über Ihr Verhalten, oder besser gesagt, Nicht-Verhalten, bleibt uns nur mehr dieser Versuch, mit Ihnen in Kontakt zu treten.
Den Angehörigen einer in Österreich immer besonders diskriminierten Minderheit – den von Ihnen ignorierten Jenischen – signalisieren Sie damit vor allem eines: Nichtanerkennung, umgangssprachlich: Ablehnung. Die Nichtanerkennung dieser Volksgruppe impliziert auch die Nichtanerkennung des Unrechts und Leids, das an Jenischen in der Nazi-Diktatur verübt wurde. Die Diskriminierung hat 1945 nicht aufgehört. Uns Jenischen hat sich diese Ablehnung eingebrannt, wir müssen bis heute damit leben, immer unter Generalverdacht zu stehen.
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September 5th, 2023 |
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Geschichte & Gedenken, Politik
„Nicht ernst gemeint!“: Zentralrat Deutscher Sinti und Roma weist die jetzt vorgelegte öffentliche Entschuldigung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Bayerns Hubert Aiwanger zurück. Der Zentralrat befürchtet Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen.
Sein Verhalten gegenüber den Millionen Ermordeten jüdischer Menschen und Sinti und Roma entschuldigt Herr Aiwanger heute mit seinem damaligen jugendlichen Alter. Dabei sieht sich Herr Aiwanger selbst als ein Opfer einer politischen Kampagne und weist gleichzeitig die öffentliche Kritik an seiner Person zurück. Dies kann nicht akzeptiert werden.
Dieser unfassbare Zynismus ist unverzeihlich. Er schadet den Bemühungen von Bildungseinrichtungen, die die Verantwortung für unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat übernehmen, und stärkt das Agieren von demokratiefeindlichen Parteien.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sieht in dieser aufgeheizten Diskussion auch eine gesellschaftspolitische Klimaveränderung, deren Ziel die Stärkung eines neuen Rechtsextremismus und Nationalismus ist. Read the rest of this entry »
September 5th, 2023 |
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Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Politik, Rassismus & Menschenrechte, Recht & Gericht, Wissenschaft
Sebastian Lotto-Kusche: Der Völkermord an den Sinti und Roma und die Bundesrepublik. Der lange Weg zur Anerkennung 1949–1990 (=Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 125), De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2022, 264 S.
Die Studie untersucht die diskursiven Kämpfe um die Anerkennung des NS-Völkermords an Sinti und Roma in der Bundesrepublik bis 1990. Dabei wird unter Anerkennung zweierlei verstanden: die Akzeptanz der Verbände der Sinti und Roma als legitime Gesprächspartner der Bundesregierung sowie die Bewertung der „NS-Zigeunerverfolgung‟ als „rassisch‟ motiviertes Verbrechen in Politik und Wissenschaft. Auf der Grundlage umfassenden Quellenmaterials von Bundesbehörden und politischen wie zivilgesellschaftlichen Akteuren entsteht eine Diskursgeschichte dieses langwierigen Anerkennungsprozesses. Sie zeigt, dass bis tief in die 1960er Jahre hinein ein durch und durch rassistisches Bild der nationalsozialistischen Politik gegen Sinti und Roma vorherrschte. Dieser Denkstil, der von traditionellen Vorurteilen über „Zigeunerkriminalität‟ geprägt war, geriet in den 1970er Jahren mit der Rezeption von internationalen Forschungsarbeiten immer stärker unter Druck. Doch erst in den 1980er Jahren begann mit der Anerkennung der Sinti und Roma als Gesprächspartner durch Bundeskanzler Helmut Schmidt auch die Erforschung des NS-Massenverbrechens.
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August 26th, 2023 |
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Geschichte & Gedenken, Politik, Radio, Podcast & TV
ORF2: Österreich-Bild (27 Min.)
So., 27.8.2023, 18.25 Uhr
In der ORF-Dokumentation zeichnet Gestalterin Katharina Graf-Janoska in ORF 2, den Weg der Roma zur Anerkennung als Volksgruppe nach. Eine Produktion aus dem Landesstudio Burgenland.
Am 16. Dezember 1993 werden die Roma offiziell als Volksgruppe anerkannt. Die Bestrebungen, die zur Anerkennung als sechste Volksgruppe in Österreich führen, beginnen allerdings schon einige Jahre zuvor sowohl im Burgenland als auch in Wien. Junge Roma und Romnja, die Söhne und Töchter der Holocaustüberlebenden, beginnen sich allmählich gegen die anhaltende Diskriminierung und Ausgrenzung zu wehren: Denn bis Ende der 1980er-Jahre werden Roma-Kinder automatisch in die Sonderschule abgeschoben, jungen Erwachsenen wird der Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert und es wird ein Lokalverbot verhängt.
1989 wird der erste Romaverein gegründet, der „Verein Roma Oberwart“ – ein erster Schritt in Richtung Anerkennung. Und es ist ein langer und schmerzhafter Weg, der hinter der noch jungen Volksgruppe liegt. Es ist diese tragische und teilweise unfassbare Geschichte, die bis heute nachhallt: geprägt von Vorurteilen, Diskriminierung, bis hin zur Ermordung von 90 Prozent der in Österreich lebenden Roma und Romnja im Nationalsozialismus.
Die Anerkennung der Roma als Volksgruppe ist ein Wendepunkt, der vieles, aber nicht alles verändert. Zu spüren bekommt dies die noch junge Volksgruppe in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995, als eine Rohrbombe nahe der Roma-Siedlung in Oberwart vier junge Roma tötet. Das Attentat erregt nicht nur nationale, sondern auch internationale Aufmerksamkeit, durch die sich die Volksgruppenarbeit intensiviert. Wenige Monate später konstituiert sich der Volksgruppenbeirat der Roma. Read the rest of this entry »
Juli 9th, 2023 |
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Politik, Rassismus & Menschenrechte, Recht & Gericht
Eine Frage der Abstammung? Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisiert „Lagebild zur Clankriminalität 2022 in Niedersachsen“
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, kritisiert, dass im „Lagebild zur Clankriminalität 2022 in Niedersachsen“, das am 26. Juni dieses Jahres von der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens und der Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann vorgestellt wurde, Eigentumsdelikte von den Ermittlungsbehörden zu einer Frage der Abstammung deklariert wurden, indem solche Taten einer „kriminellen Großfamilie aus der Ethnie der Roma“ zugeschrieben wurden.
„In dem Lagebericht werden auch Vorwürfe wie der Diebstahl von Kleidung und Mobiltelefonen erhoben, die zu schrecklichen Alltagserfahrungen in vielen Geschäften und Kaufhäusern gehören und hohe Schäden verursachen“, stellte Romani Rose klar. „Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisiert, dass in diesem Lagebild Straftaten, die selbstverständlich verfolgt und verurteilt werden müssen, im Falle unserer Minderheit zusätzlich mit der Abstammung und in Verbindung mit Clankriminalität ausgewiesen werden. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sieht darin eine Fortsetzung der rassistischen und antiziganistischen Erfassung, die trotz der leidvollen Geschichte unserer Minderheit und trotz des Verbots in unserer Verfassung widerrechtlich weiterbetrieben wird“, erklärte Romani Rose.
„Dadurch werden deutsche Sinti und Roma ausgegrenzt, stigmatisiert und kriminalisiert und in den Fokus von Clankriminalität gerückt, die in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit mit Schwerstkriminalität in Verbindung steht. Diese Form von Kriminalisierung gegenüber unserer Minderheit gibt den Rechtsextremen die Munition zur Rechtfertigung ihrer Gewalttaten, wie sie schon sehr oft gegenüber unserer Minderheit ausgeübt wurden“, ergänzte Rose.
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Juli 6th, 2023 |
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Politik
50 Millionen Euro für Roma-Patrouillen
RSI/RTVS: Fünfzig Millionen Euro aus EU-Geldern werden in die Unterstützung von Roma-Patrouillen in den slowakischen Gemeinden fließen. Darüber informierte Ministerpräsident Ľudovít Ódor gemeinsam mit Investitionsminister Petr Balík auf einer Pressekonferenz. Laut Ódor sorgen Roma-Streifen effizient für öffentliche Ordnung und werden in den Dörfern respektiert: „Diese Patrouillen waren schon in über 250 Gemeinden tätig. Dabei wurden etwa 1.400 Arbeitsstellen geschaffen.“
Laut dem Bevollmächtigten der slowakischen Regierung für Roma-Gemeinschaften Ján Hero bestand großes Interesse an einer Fortsetzung der Patrouillen:„Das Hauptziel der Roma-Patrouillen ist die Verbesserung der Umwelt in Gemeinden mit marginalisierten Roma-Gemeinschaften. Außerdem sollen sie die lokale Entwicklung unterstützen, die öffentliche Ordnung aufrechterhalten sowie Leben, Gesundheit und Eigentum durch Informations- und Präventionsaktivitäten schützen.“
Mitglieder der Patrouillen sind verpflichtet, sich in den Bereichen, in denen sie tätig sind, weiterzubilden. Innerhalb der Gemeinschaft fungieren sie als Vorbilder. Antragsberechtigt sind alle Gemeinden mit Roma-Gemeinschaften, die im Atlas der Roma-Gemeinschaften aus dem Jahr 2019 angeführt sind und mindestens 80 Roma-Bewohner haben. Der Bürgermeister der Siedlung Luník IX im ostslowakischen Košice, Marcel Šaňa, bezeichnete das Projekt der Roma-Patrouillen als Erfolg: Read the rest of this entry »
Mai 21st, 2023 |
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Einrichtungen, Politik, Veranstaltungen & Ausstellungen
1993–2023: 30 Jahre Anerkennung der Roma als Volksgruppe in Österreich. Festveranstaltung anlässlich des Internationalen Roma-Tages im Parlament
Anlässlich des Internationalen Roma-Tages und des 30-jährigen Jubiläums der Anerkennung als autochthone Volksgruppe in Österreich fand im Parlament eine Festveranstaltung statt. Der als Festredner geladene Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Romani Rose warnte vor einem Anwachsen des Antiziganismus in Europa, der eine Gefahr für die Gesellschaft, den Rechtsstaat und die Demokratie darstelle.
Als Reaktion darauf braucht es für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka etwa den Abbau von Vorurteilen durch konsequente Bildungsarbeit. Sobotka sprach sich außerdem so wie alle anderen Redner:innen für die Errichtung eines eigenen Mahnmals zum Gedenken für die in der NS-Zeit ermordeten Roma und Sinti aus.
Sowohl Bundesratspräsident Günter Kovacs als auch die für Volksgruppen zuständige Ministerin Susanne Raab bezeichneten die Anerkennung der Roma und Sinti als Minderheit vor 30 Jahren als einen „Meilenstein österreichischer Minderheitenpolitik“.
In einem Podiumsgespräch diskutierten die Botschafter Tschechiens, Ungarns und der Slowakei mit dem Vorsitzenden des Volksgruppenbeirats der Roma Emmerich Gärtner-Horvath und der Politologin Mirjam Karoly über Chancen, Möglichkeiten und Entwicklungen im Sinne einer gedeihlichen und zukunftsorientierten Volksgruppenpolitik für Roma und Sinti in Europa.
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Mai 15th, 2023 |
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Politik, Veranstaltungen & Ausstellungen
Anlässlich der Anerkennung der Roma als autochthone Volksgruppe in Österreich vor 30 Jahren findet im Parlament eine Festveranstaltung statt (Mittwoch, 17. Mai 2023, 17 Uhr)
Jährlich findet am 8. April mit dem Internationalen Tag der Roma ein weltweiter Aktionstag statt, um auf die Anliegen der Roma aufmerksam zu machen. In Österreich jährt sich die Anerkennung der Roma als autochthone Volksgruppe heuer zum dreißigsten Mal. Vor diesem Hintergrund lädt das Parlament zu einer Festveranstaltung ein, bei der über Erfolge, Erfahrungen und Herausforderungen diskutiert werden soll, um neue Chancen, Möglichkeiten und Entwicklungen im Sinne einer zukunftsorientierten Volksgruppenpolitik für Roma und Sinti zu erwirken.
Nach Eröffnungsworten von Bundesratspräsident Günter Kovacs und einer Grußbotschaft von Integrationsministerin Susanne Raab wird der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Romani Rose eine Keynote halten. An der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem Titel „Gleiche Rechte und Chancen für Roma in Europa: Erfahrungen und Visionen“ nehmen der Botschafter der Slowakischen Republik Peter Misik, der Botschafter der Tschechischen Republik Jiří Šitler, der Botschafter von Ungarn Andor Nagy und der Vorsitzende des Volksgruppenbeirats der Roma Emmerich Gärtner-Horvath teil. Die Politologin Mirjam Karoly leitet die Diskussion. Abschlussworte kommen von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
(Text: Pressedienst der Parlamentsdirektion)