September 5th, 2024 |
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Interview, Radio, Podcast & TV, Romani, Sport
Wie die Sprache der Sinti und Roma Koblenz (Deutschland) prägt
RZInside – Der Podcast der Rhein-Zeitung (35:54 min)
Wisst ihr, wann etwas „latsches“ ist? Wann man mit dem „Tschuglo“ rausgeht und mit dem „Wasty“ telefoniert? Die Sprache der Sinti und Roma ist eng mit der Koblenzer Subkultur verwoben – darum geht es in diesem Podcast. Als Kickbox-Weltmeister lässt Marlon Reinhardt oft die Fäuste sprechen. Doch der 32-Jährige engagiert sich auch intensiv in der Sinti-Community. Im Gespräch mit Finn Holitzka bei RZInside verrät er einen besonderen Trick seines kleinen Sohnes.
(Text und Sendung: RZInside, Okt. 2023)
August 20th, 2023 |
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Sport
Das Finale ist geschlagen. Spanien ist Fußball-Weltmeister – und hat das gleich zweifach seiner Kapitänin zu verdanken: Olga Carmona, einer Gitana (spanische Romni) aus Sevilla.
[aktualisiert am 22.8.2023, siehe unten]
Olga Carmona, Star des spanischen Nationalteams und nach Angaben spanischer Roma-NGOs und Medien Gitana aus Sevilla (siehe hier, hier, hier, hier oder hier; auch skeptische Stimmen gibt es), war es, die Spanien im Semifinale gegen Schweden als Teamkapitänin kurz vor dem Schlusspfiff in der 89. Minute doch noch ins WM-Finale schoss. Und Carmona war es auch, die im heutigen Endspiel in Sydney in der 29. Minute das einzige und alles entscheidende Tor erzielte. Dank der 23-Jährigen siegte Spanien 1:0 gegen England. Und ist Weltmeister.
„Spanien ist vielfältig, und jeden Tag gleicht sein Bild auch mehr und mehr den unterschiedlichen Menschen, die wir hier leben“, freut sich die feministische Gitana-Organisation „Fakali“ auf Twitter über den Erfolg Carmonas und setzt dem das Motto „gitanas visibles“ (sichtbare Gitanas) hinzu.
Olgas Karriere auf dem Fußballrasen begann schon als Kind in Sevilla, als Mädchen in der Bubenmannschaft. Mit dem FC Sevilla, der sie schon mit 15 aus dem Jugendkader ins A-Team holte, stieg sie in die erste Liga auf. Seit drei Jahren ist die Andalusierin nun bei Real Madrid unter Vertrag. Nach Erfolgen im spanischen U19-Jugendteam, mit dem sie 2018 den Europameister-Titel erkämpfte, wurde sie vor zwei Jahren schließlich in die reguläre Nationalauswahl berufen.
„Früher habe ich Flamenco gemacht. Und Schwimmen. Aber meine Brüder waren von ganz klein auf beim Fußball dabei. Ich habe ihnen jeden Nachmittag zugeschaut, und eines Tages habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich mit ihnen trainieren möchte. Da hat es mich gepackt. Sie meldeten mich an und ich spielte ein paar Jahre lang in ihrer Mannschaft. Einer von ihnen ist mein Zwillingsbruder (Tomás), der andere (Fran) ist ein Jahr älter, sie sind beide Fußballer“, erzählte sie in einem Interview. „Ich habe mich immer schon für eine Person mit starkem Charakter gehalten, ohne Ängste“, beschrieb sich Olga Carmona einmal selbst. Und ihren Universitätsabschluss als Sportwissenschaftlerin hat sie, so ganz nebenbei, auch bald in der Tasche. Read the rest of this entry »
Juni 27th, 2022 |
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Sport, Veranstaltungen & Ausstellungen
In Kärnten hat mit der offiziellen Eröffnungsfeier am Wochenende die EUROPEADA 2022, die Fußball-EM der autochthonen Minderheiten, begonnen. Organisiert wird das Turnier von der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN). Insgesamt 19 Männer- und 4 Frauenteams treten bis 3. Juli gegeneinander an. Mit dabei: ein Roma-Team aus Ungarn.
Mit der Europeada soll Bewusstsein für Minderheiten geschaffen werden. Immerhin gehört jeder 7. Europäer einer autochthonen Minderheit an oder spricht eine Regional- oder Minderheitensprache. Das Fußballturnier mit 19 Männer- und 4 Frauenteams aus 11 europäischen Ländern wird sich auf 11 Sportstätten in Südkärnten abspielen. Ein Spiel findet in Prevalje in Slowenien statt. Alle Mannschaften sind nach Vorbild eines Olympischen Dorfes rund um den Klopeiner See untergebracht.
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Februar 27th, 2022 |
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Film & Theater, Frauenrechte, Sport
Spielfilm von Hüseyin Tabak mit Alina Șerban (109 min, D 2018) | Nächste Ausstrahlung: 10. März um 14:15 | Online verfügbar bis 24/03/2022
Die junge alleinerziehende Romni Ali wurde nicht umsonst nach Muhammad Ali benannt – denn die ehemalige Profiboxerin hat ein wahres Talent für den Kampfsport. Nun kämpft sie sich durch Gelegenheitsjobs, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen … Filmdrama über eine starke Frau, die sich gegen alle Widerstände mutig durchs Leben boxt.
Die alleinerziehende Mutter Ali lebt mit ihren beiden Kindern und ihrer verträumten Mitbewohnerin Mary in Hamburg. Von ihrem cholerischen Vater aus ihrer Heimat in Rumänien verstoßen, versucht Ali sich seitdem als Zimmermädchen über Wasser zu halten. Als sie ihre Arbeit jedoch plötzlich verliert, sind Alis Existenzsorgen größer denn je. Sie kämpft sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs durch – bis sie einen Job in der Kneipe Ritze auf dem Hamburger Kiez bekommt. In der berühmten Bar ist im Untergeschoss ein Boxclub untergebracht. Ali, die in ihrer Jugend selbst begeisterte Boxerin war, wird beim Anblick des Boxrings von ihrer alten Leidenschaft gepackt. Der abgehalfterte Besitzer der Ritze und ehemalige Profiboxer Tanne erkennt Alis Talent sofort und nimmt sie unter seine Fittiche. Von nun an steigt Ali als „Gipsy Queen“ in den Ring und hofft, mit dem Boxen endlich genug Geld zu verdienen, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen … Doch alles kommt anders und plötzlich verliert sie das Einzige, was ihr in den schweren Zeiten Halt gab – ihre Kinder. Während das Jugendamt nach einer Pflegefamilie sucht, lässt Ali sich nicht aufhalten und kämpft weiter für ihre Familie.
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August 16th, 2021 |
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Ehrungen & Nachrufe, Sport
Die deutsche Fußball-Legende Gerd Müller ist tot. Der 1945 geborene FC-Bayern-Star verstarb am Sonntag m Alter von 75 Jahren in München.
Mit dem deutschen Nationalteam wurde Müller 1972 Europameister, 1974 machte sein entscheidender Treffer im Finale Deutschland zum Weltmeister. In 62 Länderspielen erzielte er 68 Tore, bis heute ist er der dritterfolgreichste WM-Torschütze aller Zeiten. Mit seinem Stammklub FC Bayern München war Gerd Müller vierfacher Meister, vierfacher Cupsieger, vierfacher Europacup-Sieger. Siebenmal war er Torschützenkönig der Bundesliga. Seine Torbilanz von 365 Treffern in 427 Bundesligaspielen ist unübertroffen. Anfang der 1980er Jahre beendete er schließlich seine Profilaufbahn.
Was in den zahllosen Nachrufen in den Zeitungen heute nicht zu lesen sein wird: Mit den Sinti und Roma war die Sportlegende zeitlebens eng verbunden – so eng, dass er vielen Sinti beinahe als einer von ihnen galt. „Wir trauern um unseren Bomber Gerd Müller. Eine Legende mit einem Herzen eines Sinto“, so etwa Marcella Reinhardt vom Regionalverband Deutscher Sinti und Roma in Schwaben. Unsere Kolleg/innen vom Roma-Verein „Romanity“ in München sind den von Gerd Müller selbst gern geschürten Gerüchten über seine Herkunft vor einigen Monaten einmal nachgegangen:
Ist er’s? Ist er’s nicht? – Der „Bomber der Nation“ ein Sinto?
Eigentlich sollte es nur die Biografie eines seiner Fußballidole werden. Sein Buch über Gerd Müller entwickelte sich aber zu einem spannenden Krimi über Fußball, Geld, Politik und die Geschichte des Rekordmeisters Bayern München. Hans Woller, Historiker, widmet in seinem penibel und für Ballspiel-Verhältnisse sehr wissenschaftlich recherchierten Werk einige Seiten der Herkunft des wohl besten Torschützen der deutschen Fußballgeschichte.
Gerd Müller erblickte in Nördlingen kurz nach Kriegsende das Licht der Welt und stammt aus einer einfachen Arbeiterfamilie. Er wächst in ärmlichsten Verhältnissen auf und ist kein großer Fan der Schule, stattdessen kickt er lieber mit Freunden auf den heimischen Bolzplätzen. Darunter Freunde, die der Minderheit der Sinti und Roma angehören und nach dem Krieg in seiner Heimatstadt angesiedelt wurden. „Dazu zählte die weit verzweigte Familie Reinhardt, die ganz in der Nähe des Mietshauses der Müllers ein Anwesen erworben hatte. […] Es dauerte nicht lange, bis Müller im Hause der Reinhardts ein und aus ging. Er kannte keine Berührungsängste, wurde wie ein Familienmitglied behandelt.“ Read the rest of this entry »
Januar 10th, 2021 |
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Facts & Figures, Sport
1932 wurde in Niš in Südserbien der Fußballklub „Gajret“ gegründet, der zur Gänze aus Roma bestanden haben soll.
(Quelle)
Mai 15th, 2020 |
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Geschichte & Gedenken, Rassismus & Menschenrechte, Sport
Deutschland: Stolperstein von Johann „Rukeli“ Trollmann mit SS-Runen beschmiert
Im Hamburger Schanzenviertel wurde am Dienstag, den 12. Mai, ein Stolperstein, der an die Verfolgung und Ermordung des Sinto Johann „Rukeli“ Trollmann erinnert, von unbekannten Tätern mit SS-Runen beschmiert. Anwohner, die die Beschädigung entdeckten, haben die NS-Symbole umgehend entfernt und den Gedenkstein gereinigt. Der Landesverein der Sinti in Hamburg e.V. erstattet Anzeige bei der Hamburger Polizei.
Der Gedenkstein vor dem Flora-Theater erinnert an den berühmten Sinto-Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann, der 1933 dort seinen letzten Sieg als Profiboxer erkämpfte. 1942 wurde Trollmann in Hannover verhaftet und ins Konzentrationslager Neuengamme verschleppt. Nachdem er von einem SS-Aufseher als der Boxer Trollmann erkannt worden war, musste er abendlich gegen Männer der SS kämpfen. Im Sommer 1944 wurde Trollmann im Außenlager Wittenberge von einem Kapo erschlagen.
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Februar 29th, 2020 |
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Facts & Figures, Sport
Der deutsche Fußballer Walter Laubinger, der mit dem Hamburger SV 1987 DFB-Pokalsieger wurde, ist Sinto.
(Quelle/pdf)
Oktober 30th, 2019 |
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Einrichtungen, Jugend & Bildung, Sport
UEFA: Der Fußball bietet den beiden jungen Roma Nicușor „Beto“ Vasile und Raluca Petre, die in einem benachteiligten Viertel in der rumänischen Hauptstadt Bukarest leben, eine neue Zukunftsperspektive.
UEFA, 22.10.2019: Jeden Monat berichtet die UEFA im Rahmen ihrer Kampagne #EqualGame über eine Person aus einem ihrer 55 Mitgliedsverbände. Sie alle sind Beispiele dafür, wie der Fußball Inklusion, Zugang zum Sport und Vielfalt fördert und dass Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit und soziale Herkunft kein Hindernis sind, Fußball zu spielen und Spaß daran zu haben.
Zwei junge Roma aus der rumänischen Hauptstadt Bukarest schauen zuversichtlich nach vorne und nutzen dabei Fußball als Instrument für ihre persönliche Entwicklung. Nicușor „Beto“ Vasile (13) und Raluca Petre (14) leben in Ferentari, einem benachteiligten Viertel in Bukarest. Beto wohnt zusammen mit seiner Mutter und drei Brüdern in einem einzigen Zimmer, während Raluca mit ihren Eltern, drei Brüdern und zwei Schwestern lebt. Ihr Leben hat sich deutlich verbessert, seitdem sie den lokalen „Alternative Education Club“ (AEC) besuchen – dieses Projekt wird vom Zentrum für Roma und Minderheiten durchgeführt. Im Rahmen verschiedener Aktivitäten wie Fußball wird den jungen Menschen vermittelt, wieder Hoffnung und den Glauben an einer bessere Zukunft zu bekommen.
Beto und seine Familie leben in einem Raum ohne Stromversorgung. „Das Leben ist nicht wirklich leicht in meinem Viertel. Es ist eigentlich sogar ziemlich schwer“, erklärt Beto, der mit acht Jahren begonnen hat, Fußball zu spielen. Read the rest of this entry »
Januar 9th, 2019 |
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Film & Theater, Frauenrechte, Sport
Float Like a Butterfly, IRL 2018
Ein Spielfilm von Carmel Winters
Der zweite Spielfilm der Regisseuerin Carmel Winters, gedreht in Cork, erzählt die Coming-of-age-Geschichte eines 15-jährigen Mädchens in den 70er-Jahren im ländlichen Irland. Frances (Hazel Doupe) verehrt das Boxidol Muhammed Ali, und sie will in den Boxring steigen und kämpfen, stößt dabei aber gegen fast unüberwindliche Widerstände. Ein Plot, der sich ein wenig so liest wie eine irische Variation des britischen Klassikers „Billy Eliott“, nur mit vertauschten Geschlechterrollen.
„Float Like a Butterfly“ spielt im Milieu der Minderheit der Irish Travellers, die als fahrende „Gypsies“ ähnliche Ausgrenzung und Anfeindungen erfahren wie die (ethnisch eigentlich gar nicht verwandten) Roma. “In Ireland, to have a young female Irish Traveller at the centre of a film, where she is a champion – not a victim – of her destiny, is unthinkable for most people”, erzählt die Filmemacherin Carmel Winters. Im Herbst wurde „Float Like a Butterfly“ in Toronto mit dem „FIPRESCI Prize for the Discovery Programme“ ausgezeichnet.
(dROMa)