Film & Theater

Weltspiegel Doku: Roma in der Slowakei

November 18th, 2023  |  Published in Film & Theater, Politik, Radio, Podcast & TV, Rassismus & Menschenrechte

Weltspiegel Doku: Roma in der Slowakei – Gibt es einen Weg aus der Armut? (MDR)
Dokumentation (45 Min.)

Eine Problemdoku mehr, die übersieht, dass auch in der Slowakei ein großer Teil der Roma nicht in solchen Elends­sied­lungen lebt, dass es selbstbestimmte Roma gibt, die ein normales, erfolgreiches Leben führen, ganz ohne Pater­nalis­mus. Vor allem skizziert dieser Bericht die Lethargie der mar­ginali­sier­ten Roma als den eigent­lichen Kern des Problems – den er­drücken­den Rassismus der Mehrheits­gesell­schaft und der Politik hin­gegen, der über allem liegt (und der in der Sendung ja auch des Öfteren an­klingt), ent­lässt die Doku dann doch allzu leicht aus der Ver­ant­wortung. Das be­ginnt schon damit, wie der Beitrag anfangs die „Problem-Ro­ma“ und dann die überaus freund­lichen „norma­len“ Slowaken einführt. Eine Roma-TV-Doku nicht ohne Schief­lagen, aber sehens­wert. (dROMa)

Das Erste, Weltspiegel, 13.11.2023

Aus der ARD-Programmankündigung: Rund 500.000 Roma leben in der Slowakei – in Bezug auf die Bevöl­kerungs­größe eine der stärks­ten Roma-Min­der­hei­ten in Europa. Die Roma leben größten­teils in Ghettos und Slum­sied­lungen, in ärms­ten Ver­hält­nis­sen, mit nur weni­gen Ver­bindun­gen zum Rest der slo­waki­schen Be­völ­ke­rung. Seit Jahr­zehn­ten gibt es Bestre­bun­gen, die Roma gesell­schaft­lich zu in­tegrie­ren, sie aus ihrer Parallel­welt heraus­zu­holen. Die meis­ten Pro­jekte – viele halb­herzig initiiert – sind ge­scheitert. Teil­weise auch auf­grund man­gelnden In­teres­ses oder der Re­signa­tion vieler Roma. Read the rest of this entry »

Faith and Branko (Trailer)

Oktober 21st, 2023  |  Published in Film & Theater, Musik

Dokumentarfilm von Catherine Harte
Serbien/UK 2020, 82 Min., engl./serb.

Es beginnt wie eine klassische „Girl meets Boy“-Story: Faith, eine charis­ma­tische Akkordeon­spie­lerin aus Groß­britannien, reist nach Serbien, um sich dort mit fol­klo­risti­scher Roma-Musik ver­traut zu machen. Sie trifft den Geigen­spieler Branko, der ihr sofort ver­fallen ist. Schnell werden sie ein Ehepaar und grün­den eine Band. Doch mit dem Erfolg in der Musik schwin­det der in der Liebe. Eine turbu­lente Geschichte von Er­wartun­gen, Ent­täu­schun­gen und dem Traum vom Glück.

Beinahe beunruhigend locker fällt Faith in Brankos Leben ein. Das neue Land, die skep­tische Familie und die kulturel­len Unter­schiede scheinen ihr dabei nichts aus­zu­machen. Branko hin­gegen himmelt seine neue Frau an und wagt sich mutig vor in eine neue Welt. Als Duo sind sie ein großer Hit – sie reisen um die Welt und spielen im­mer größere Konzerte. Wäh­rend Faith sich wie ein Fisch im Wasser fühlt, wirkt Branko jedoch wie ein ent­wur­zelter Baum. Read the rest of this entry »

„Wankostättn“ eröffnet Duisburger Filmwoche

Oktober 18th, 2023  |  Published in Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Interview

"Wankostättn" (Filmstill: Karin Berger/Navigator-Film)Good News aus Deutschland: Am 6. No­vember eröffnet die 47. Duisburger Film­woche mit der Deutsch­land-Pre­mie­re von Wanko­stättn (AT 2023, 37 Min.) von Karin Berger.

[Anm. d. Red.: Ein ausführliches Interview mit der Filmemache­rin finden Sie in der ak­tuel­len Aus­gabe von dROMa.]

„Nichts ist da, was erinnern könnte. Wenn ich dann wieder weggehe, bin ich ganz leer“, sagt Karl Stojka, auf einer Straße im 11. Wiener Bezirk ste­hend. Im Gehen er­zählt Karl Stojka von diesem Ort, von seiner Kindheit auf der „Wanko­stättn“ in Wien, wo sich ein großer Wohn- und Lager­platz der Rom:nja und Sin­ti:zze befand. Nach dem An­schluss Öster­reichs an Nazi-Deutsch­land wurde der Platz zu­nächst ab­ge­grenzt, dann 1941 ge­räumt und die Be­woh­ner:in­nen de­portiert.

Karin Berger fügt für Wankostättn zwei Gespräche zusam­men, die sie bereits 1997 mit Karl Stojka führte. Zwi­schen der Filme­macherin und den Ge­schwistern Karl und Ceija Stojka be­stand eine enge Ver­bun­den­heit und lange Zu­sam­men­arbeit.

Während Stojka den veränderten Erinnerungsort durchwandert, wird die Diskrepanz zwi­schen der erzählten Erinnerung und der be­bauten Gegen­wart erfahr­bar. „Wanko­stättn zeigt in der rohen Form und Un­mittel­barkeit seines Materials die Kraft münd­licher Er­innerungs­kultur und das Potential des Doku­men­tari­schen. In einer Gegen­wart, in der die Auf­arbeitung der rassisti­schen Verbrechen an Rom:nja und Sin­ti:zze an­dauert, bewahrt Wanko­stättn nicht nur Zeugen­schaft, sondern macht sie lebendig. Ein Film über Erin­nerung und über die Arbeit an ihr. Read the rest of this entry »

Blueberry Spirits (2016)

Oktober 5th, 2023  |  Published in Film & Theater

Blueberry Spirits (Melleņu gari)
Dokumentarfilm von Astra Zoldnere (Lettland 2016, 12 Min., Lettisch/Romani)

„In lyrischen Bildern erzählt Blueberry Spirtits von einer Romafamilie, die ihre Sommer damit ver­bringt, in den Wäldern Lettlands Beeren zu pflücken und die Ernte zu ver­kaufen. Wäh­rend der Arbeit im Wald er­zählen die Familien­mit­glieder einander Geschichten: von magi­schen Orten und den Geistern ihrer ermor­deten Vor­fahren, die nicht zur Ruhe kommen.“ (Ethnocineca 2016)

Ein Inter­view (engl.) mit der Regis­seurin Astra Zoldnere von 2017 gibt es hier. Und einen kleinen Artikel über den Film finden Sie im US-Ma­gazin „TheAtlantic.com“, das den Kurzfilm unter neuem Titel auf Youtube zu­gäng­lich ge­macht hat. “Ghost stories help to maintain the commu­nity’s identity in the glo­balized world. Telling them brings to­gether different gene­rations“, wird Zoldnere darin zitiert. Und: “At first, I was sur­prised that the Roma live in a world where past, present, and future are so con­nected. Different times, places, and faces ent­wine to form a more circular exis­tence.“

Visuelle Dimensionen des Antiziganismus (2021)

Juni 22nd, 2023  |  Published in Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Kunst & Fotografie, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft

Buchcover: Visuelle Dimensionen des AntiziganismusFrank Reuter, Daniela Gress, Radmila Mladenova (Hrsg.): Visuelle Dimensionen des Anti­ziganis­mus. (= Anti­ziga­nis­mus­forschung inter­dis­zipli­när – Schriften­reihe der For­schungs­stelle Anti­ziga­nis­mus, Band 2), Heidel­berg Uni­versity Pub­lishing: Hei­del­berg 2021.

→Zum Download

Visuelle Medien spielen seit der Frühen Neuzeit eine Schlüssel­rolle für die Genese des Anti­ziganis­mus. Der inter­disziplinär an­gelegte Sammelband unter­sucht die zentralen Motive und Seman­tiken von „Zigeuner“-Bil­dern in unter­schied­lichen Re­präsen­tations­formen wie Literatur, bilden­der Kunst, Fotografie, Postkarten, Oper, Theater, Comic, Film oder Com­puter­spielen. Dabei werden ins­beson­dere Ver­bindungs­linien und Wech­sel­bezie­hungen in den Blick ge­nommen. Die Beiträge legen die in­haltlichen, zeitlichen, geo­grafi­schen und medien­spezi­fischen Aus­prä­gungen eines der wirk­mäch­tigs­ten Stereotype in der europäi­schen Kultur­geschichte frei. Bis heute haben anti­ziganis­tische Imaginatio­nen negativen Einfluss auf die Positio­nierung von Sinti und Roma in den euro­päischen Ge­sellschaften.

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„Mein zweites Haus“

Juni 10th, 2023  |  Published in Einrichtungen, Film & Theater, Rassismus & Menschenrechte, Religion

Mein zweites Haus (Filmstill)Dokumentarfilm von Bert Walser
(AT 2023, 81 Min.)

Premiere beim Internationalen Film­fes­ti­val Inns­bruck, 11. Juni 2023, 19 Uhr, Leo­kino

Armutsmigrant*innen aus der Slowakei und Ru­mä­nien pen­deln jeden Monat für drei Wochen nach Innsbruck, um Geld für ihre Fami­lien zu ver­­dienen. Denn in ihren Herkunftsländern sind sie als Rom*nja oft mit Dis­krimi­nie­rung und Rassismus kon­fron­tiert. Das Waldhüttl am Rand von Inns­bruck ist ihr zweites Zu­hause. Vor zehn Jahren war es noch ein bei­nahe ver­fallenes Wirt­schafts­ge­bäude, doch durch viel Engage­ment der Vinzenz­gemein­schaft und der Arbeits­kraft der Be­woh­ner*in­nen ent­stand ein flo­rieren­des Zentrum von sozialem Zu­sammen­halt, Ökologie, Spiri­tualität und kultu­rel­lem Aus­tausch.

(Text: IFFI, 2023)

Siehe auch: Read the rest of this entry »

Facts & Figures (468)

Mai 23rd, 2023  |  Published in Facts & Figures, Film & Theater

Die Plots von 7 frü­hen Fil­men des le­gen­dä­ren US-Re­gis­seurs D.W. Griffith ba­sier­en auf roma­feind­li­chen Mo­ti­ven (Kinder­raub; Blut­rache durch „Zi­geu­ner“).

(Quelle)

„Paraíso de Cristal“ (Trailer)

Mai 6th, 2023  |  Published in Film & Theater, Musik

Dokumentarfilm von Susanne Zellinger und Natalie Halla, Premiere: 2023

„Paraíso de Cristal“ ist ein Dokumentarfilm, der einen Einblick in ein Univer­sum er­öffnet, das vielen von uns un­be­kannt ist. Die Welt der Gitanos, der spani­schen Roma, die im Flamenco einen Platz ge­funden haben, der ihr Leben für immer ver­än­dert hat. Im süd­li­chen Andalusien, zwi­schen Sevilla und Jerez de la Fron­tera leben die fünf Pro­ta­go­nistIn­nen, deren Welt der Fla­menco ist und die über ein Zu­sammen­leben von Gitanos und Payos er­zählen, bei dem die Zu­ge­hörig­keit zu einer Rasse oder Ethnie keine Rolle spielt. (Susanne Zellinger)

Die Protagonisten:

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Trailer: Leaving to Remain (Povolení k pobytu)

April 30th, 2023  |  Published in Film & Theater

Dokumentarfilm von Mira Erdevički
SK/UK 2022, 91 min, mehr hier

75 % des Films wurde von unseren Protagonisten gedreht. Als Covid zu­schlug, standen wir vor dem Dilemma, das Projekt komplett zu stoppen oder einen Plan zu ent­werfen, der es uns er­mögli­chen würde, weiter­zu­machen. Die Regis­seurin Mira Erdevicki hatte die Idee, die Pro­tagonis­ten Petr Torak, Denisa Gannon und Ondrej Olah mit iPhones und Go-Pro-Ka­me­ras aus­zu­statten und sie zu fragen, ob sie sich über einen Zeit­raum von 12 Monaten selbst filmen würden. Zu unserer Er­leich­terung re­agierten alle drei be­geistert auf diese Aussicht. Damit sind sie die erste britische Roma-Crew über­haupt!

75% of the film was shot by our protagonists. When Covid struck we faced a hard dilemma to stop the project comple­tely or design a plan which would allow us to con­tinue. The director Mira Erdevicki came up with an idea to equip the prota­gonists Petr Torak, Denisa Gannon and Ondrej Olah with iPhones and Go-Pro camera and asked them whether they would film them­selves over a period of 12 months. Read the rest of this entry »

ARTE: La Chana – Mein Leben, ein Tanz

April 15th, 2023  |  Published in Film & Theater, Musik

Dokumentarfilm von Lucija Stojevic (TV-Fassung)
Spanien 2019, 57 Min., ARTE: online bis 8.7.2023

La Chana – das ist der Bühnenname der katalanischen Tanz­legende Antonia Santiago Amador. Als Teen­ager bringt sie sich den Flamenco selbst bei. Von da an ist der kraft­volle Tanz ihr Über-Le­bens­elixier. Am Höhe­punkt ihrer Karriere ver­schwindet La Chana von der Bild­fläche, um Mitte der 80er wieder auf­zu­tauchen und erneute Erfolg zu feiern. Heute ist sie über 70 …

La Chana: Salvador Dalí gehörte zu ihren glühenden Ver­ehrern, Peter Sellers wollte sie nach Hollywood mit­nehmen. Die spanische Tän­zerin gehört zu den ganz Großen des Flamen­cos, bis heute. Sie tanzt mit dem Herzen, vor allem aber mit einem mit­reißen­den Gespür für Rhythmus. Auch jetzt noch, mit über 70 Jahren. Als junge Frau bringt sie sich den Tanz selbst bei und kann nicht mehr damit auf­hören. „Der Tanz war das Licht, in dem ich mich leben­dig fühlte“, sagt sie. Antonia Santiago Amador, wie sie mit bür­gerli­chem Namen heißt, be­geistert in den 60er und 70er Jahren mit ihrem einzig­artigen Tanzstil das inter­natio­nale Publikum. Peter Sellers bat sie im Film „Bobo ist der Größte“ (1967) auf­zu­treten. Dann musste sie gegen ihren Willen die Bühne ver­lassen. Doch Mitte der 80er tanzt sie sich zu neuen Erfolgen. 30 Jahre später plant sie ihr zweites Comeback und die junge Regis­seurin Lucija Stojevic be­gleitet sie dabei. Read the rest of this entry »