13. Juni 1999: Vertreibung der Kosovo-Roma
Juni 13th, 2022 | Published in Geschichte & Gedenken, Rassismus & Menschenrechte
RAN: Am 13. Juni 1999 begann die systematische ethnische Säuberung gegen Roma im Kosovo unter den Augen der internationalen Organisationen im Land. Der 13. Juni soll zum internationalen Gedenktag für die vertriebenen Roma aus dem Kosovo werden.
Im 14. Jahrhundert ließen sich Roma-Gruppen nachweislich auf dem Balkan nieder. Urkunden des Zaren Dušan IV. erwähnen erstmals 1348 die Ankunft von Roma in Prizren. In osmanischer Zeit, die bis 1912 dauerte, waren Roma ein wichtiger kultureller und wirtschaftlicher Faktor der kosovarischen Gesellschaft. Geschätzt wurden ihre handwerklichen Fertigkeiten, vor allem die Schmiedekunst. Viele waren zu dieser Zeit Leibeigene osmanischer Grundherren. Mit dem Aufstieg ethnisch-nationalistischer Bewegungen gerieten Roma zunehmend zwischen die Fronten von Albanern und Serben, die jeweils absolute Loyalität forderten. In den Balkankriegen 1912/1913 wurden muslimische Albaner von serbischen Propagandisten als Untermenschen dargestellt. Ziel der albanischen Nationalisten war ein „ethnisch reines“ großalbanisches Reich. Seitdem wurden Serben, Juden und Roma systematisch im Kosovo verfolgt, zunächst durch albanische Banden, „Balli Kombetar“, und im Verlauf des Zweiten Weltkriegs durch die SS-Division „Skanderberg“, die von Himmler aus albanischen Freiwilligen zusammengestellt wurde. Roma mussten Zwangsarbeit leisten und wurden in Konzentrations- und Todeslager deportiert.
Viele Kosovo-Roma unterstützten die Partisanen Titos im Kampf gegen die deutschen Besatzer. Den Familien getöteter Partisanen wurde eine Hinterbliebenenrente gezahlt. Sie erhielten ein Bleiberecht und der Staat bezuschusste ihren Hausbau.
Seit Anfang der 80er Jahre gibt es Berichte über die Bestrebungen kosovo-albanischer Nationalisten für die „ethnische Reinigung“ des Kosovo von allen nicht-albanischen Minderheiten. Nach 1989 spitzten sich die Konflikte zwischen Serben und Albanern weiter zu. In den 1990er Jahren entstand die UÇK, eine paramilitärische Organisation, die für die Abspaltung des Kosovo von Jugoslawien kämpfte. Die Kosovo-Albaner, ebenso wie Politiker der NATO-Länder, behaupteten damals, die Serben planten einen Genozid an den Albanern. Bis heute gibt es dafür keine Beweise [Anm.: siehe auch hier]. Mit der Behauptung wurde jedoch die NATO-Bombardierung des souveränen Staates Jugoslawien 1999 begründet, die am 24. März 1999 begann und 78 Tage andauerte.
Die Akademie der Wissenschaften Tirana forderte im Mai 1999: „Die Albaner brauchen ihren ethnisch-reinen Staat“. Nach dem Sieg der NATO konnte die UÇK ihr Ziel der „ethnischen Säuberung“ des Kosovo ungehindert umsetzen. Die UÇK besetzte parallel zum NATO-Einmarsch alle Orte des Kosovo, zerstörte Siedlungen von Roma und anderen Minderheiten und vertrieb die Menschen. Vor allem seit dem 13. Juni 1999 wurden Roma in einem Ausmaß verfolgt, wie es Vergleichbares seit der Besetzung des Balkans durch die Deutsche Wehrmacht nicht mehr gegeben hatte. Roma wurden Opfer zahlloser Kriegsverbrechen. Read the rest of this entry »