KZ Lety: Regierung will Schweinemast kaufen
September 9th, 2016 | Published in Geschichte & Gedenken, Politik | 1 Comment
Tschechiens Regierung plant weiterhin Ankauf, um die Schweinefarm auf dem KZ-Areal stillzulegen. Vizepremier Babiš besuchte nach dem Skandal um seine Holocaust-Relativierung die Gedenkstätte in Lety – und sprach dort von Roma als „Parasiten“.
Seit den 70er Jahren besteht auf dem Gelände des ehemaligen nationalsozialistischen Roma-KZ im südböhmischen Lety eine Schweinefarm. Tschechiens Menschenrechtsminister, der Sozialdemokrat Jiří Dienstbier, kündigte diese Woche in Prag gegenüber Pressevertretern an, dass die Regierung weiter versuchen werde, die umstrittene private Schweinemast aufzukaufen. Laut Dienstbier stehe man schon seit Monaten in Kontakt mit dem Unternehmen; seit Jänner habe es bereits fünf Gespräche mit dem Eigentümer gegeben. Die Verhandlungen bezeichnete der Minister als „kompliziert und korrekt“. Vergangenen Montag veröffentlichte das Kabinett zudem seinen im März gefassten Beschluss, in dem die Absicht bekräftigt wurde, den Schweinemastbetrieb am Gedenkort stillzulegen. Schon seit langem wird ein Ankauf durch den Staat gefordert. Auch der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen hatte die Tschechische Republik vor drei Jahren dazu aufgefordert. Konkrete Erfolge wurden jedoch bislang nicht erzielt.
Im KZ Lety wurden während der deutschen Besatzungszeit mehr als 1.300 Roma interniert. 327 von ihnen, darunter viele Kinder, kamen im Lager ums Leben; über 500 Personen wurden von dort nach Auschwitz deportiert.
Dienstbiers Bekräftigung des Regierungsvorhabens erfolgte vor dem Hintergrund der Holocaust-relativierenden Aussagen des Vizepremiers und Finanzministers Andrej Babiš (ANO). Dieser hatte das Lager als „Arbeitslager“ für Arbeitsunwillige verharmlost und die Jahre des Völkermords als „Zeiten, in denen alle Roma arbeiteten“, bezeichnet. Babišs Äußerungen sorgten für heftige Kritik, insbesondere auch aus den Reihen der Koalitionspartner; u.a. hatte auch Jiří Dienstbier den Rücktritt Andrej Babišs gefordert.
Nach Bekanntwerden seiner Aussagen versuchte Babiš zu kalmieren und gab an, dass die Zitate aus dem Kontext gerissen worden seien. Am Dienstag stattete er – nach der Aufforderung durch Regierungschef Sobotka – dem ehemaligen KZ in Lety einen Besuch ab, um der NS-Opfer zu gedenken. Laut dem Nachrichtenportal Romea.cz nützte Babiš seinen vermeintlichen Gedenkaufenthalt in der Holocauststätte aber zugleich, um seine Angriffe gegen Roma öffentlich zu wiederholen. Demnach bezeichnete er, noch innerhalb der Gedenkstätte, u.a. Roma-Eltern in einem Interview als „Parasiten“.
Den Umfragen zufolge liegt Babies populistische Partei ANO nur wenige Wochen vor den bevorstehenden Regionalwahlen in Führung.
(dROMa)
September 10th, 2016 at 14:17 (#)
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