März 29th, 2023 |
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Radijo Romani Ora
Anhören: →Sendung vom 28.3.2023 (mp3)
Die „Romani Ora“ beschäftigt sich diesmal im Tagesthema mit „50 Jahre AK-Bücherei Oberwart“. Und in der Geschichtsrubrik „Mri historija“ stellen wir Ihnen Ludwig Horvath vor. Moderiert von Tina Nardai.
Anhören: →Sendung vom 29.3.2023 (mp3)
Im Tagesthema erfahren Sie heute mehr über den vor kurzem gestarteten Lehrgang des romaspezifischen Arbeitsmarktprojektes „Prado Drom – mein Weg zum Erfolg“. Marcel Horvath hat sich mit den Trainer:innen und den Teilnehmer:innen unterhalten. Im Jugendbeitrag holt Adi Gussak, unser Jugendredakteur, Kevin „Luzifer“ Horvath, einen homosexuellen Rom, vor das Mikrofon.
März 29th, 2023 |
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Ehrungen & Nachrufe, Geschichte & Gedenken
Der Oberwarter Altbürgermeister Michael Racz, geb. 1932 in Großpetersdorf, ist im 91. Lebensjahr verstorben.
Wir bringen im Gedenken einen Auszug aus dem Begleittext zu einem Interview von 2010, erschienen 2016 in unserem Zeitzeugenband „Amari Historija. Burgenländer erzählen. Eine Zeitzeugendokumentation von Roma-Service“:
Michael Racz wurde 1932 in Großpetersdorf im südburgenländischen Bezirk Oberwart geboren. Er wuchs innerhalb der Familie ausschließlich ungarischsprachig auf und erwarb sich bis zum Eintritt in die Schule zwar alltags-, aber nicht unterrichtstaugliche Deutschkenntnisse. Schwierig gestaltete sich der Schuleinstieg auch deshalb, weil seine eltern kurz zuvor aufgrund der politischen Umstände gezwungen gewesen waren, von Großpetersdorf ins benachbarte Rechnitz zu übersiedeln. Michael Raczs Vater, ein selbständiger Schuhmacher, machte aus seiner Überzeugung kein Hehl und trat offen gegen die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch das aufkommende Naziregime ein. Nachdem er bei der NS-„Volksabstimmung“ im April 1938 gegen den „Anschluss“ votiert hatte, wurde er verhaftet und für einige Tage eingesperrt. ein Schock für den gerade sechsjährigen Michael, der nicht nur seinen Vater gefährdet sah, sondern auch seine vertraute Umgebung verlor: „Für mich war es dann sehr schwer. Ich bin krank geworden. Wahrscheinlich war das auch psychosomatisch. [...] Ich hatte es deshalb schwer, weil ich nicht gut Deutsch konnte.“
Die Erfahrung, einer Minderheit anzugehören, prägten Michael Raczs Kindheit ebenso sehr wie das Eintreten seiner Eltern für ihre humanistische Gesinnung: „Mein Vater war eher [...] linksgerichtet, und er hat seine Ablehnung des Regimes aus seiner politischen Überzeugung heraus genährt, während meine Mutter [...] aus ihrer christlichen Überzeugung heraus gehandelt hat und die nationalsozialistische Ideologie abgelehnt hat.“ Dementsprechend von Toleranz geprägt waren auch die Kontakte der Familie zu Roma. Es herrschte Michael Racz zufolge ein Gefühl des „Helfenmüssens“ angesichts der immer drückender gewordenen Verhältnisse Ende der 1930er Jahre.
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