Benedikt XVI. und die Roma und Sinti
Januar 13th, 2023 | Published in Ehrungen & Nachrufe, Religion
Am 31. Dezember 2022 verstarb Papst em. Benedikt XVI. im Vatikan. Für die Anliegen der Roma und Sinti hatte der Papst, schon als Erzbischof von München und Freising, ein offenes Ohr.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sprach in einem Schreiben an den Nuntius der katholischen Kirche sein Beileid aus und würdigte das Leben und Wirken von Papst em. Benedikt XVI.:
„Papst Benedikt XVI. unterstütze damals als Erzbischof von München und Freising die Anliegen unseres Hungerstreiks im April 1980 im ehemaligen KZ Dachau. Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger wandte sich gemeinsam mit dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Hanselmann, mit einer Erklärung an die bayerische Landesregierung und die deutsche Bundesregierung, in der sie sich gegen die fortgesetzte Diskriminierung unserer Minderheit nach dem Holocaust in der Bundesrepublik aussprachen.“
ERKLÄRUNG:
1. In der Wahrnehmung unseres Auftrages, um die Würde des Menschen besorgt zu sein, wenden wir uns wie gegen jede Diskriminierung von Menschen, so auch gegen eine Diskriminierung von Sinti.
2. Wir wollen in unseren Kirchen alles tun, damit diesbezügliche Vorurteile abgebaut und Verständnis für die besondere Situation dieser unserer Mitmenschen geweckt werden.
3. Wir wenden uns gleichzeitig an die Bayerische Staatsregierung als auch an die Regierung des Bundesrepublik Deutschland mit der Bitte, die in dieser Hinsicht noch offenen Fragen einer baldigen Klärung zuzuführen.München, 10. April 1980
In einem persönlichen Gespräch am 27. April 1981 mit Romani Rose informierte sich der Kardinal über die Situation der Minderheit nach dem Holocaust und sicherte ihm die Unterstützung der katholischen Kirche zu. Im Mai 2007 im Rahmen einer Generalaudienz im Vatikan überreichten der Zentralratsvorsitzende Rose und der Auschwitz-Überlebende Franz Rosenbach Papst Benedikt XVI. eine gemeinsame Bittschrift internationaler Sinti- und Roma-Organisationen. Dabei informierte Rose Papst Benedikt über die besorgniserregende Menschenrechtssituation und apartheitsähnliche Zustände, in denen viele Sinti und Roma in mittel- und osteuropäischen Staaten leben.
„Gemeinsam mit Sinti und Roma aus ganz Europa, die überwiegend dem katholischen Glauben angehören, nehme ich Abschied von einem großen Papst, der sein Leben den Menschen und dem Glauben gewidmet hat.“, so Zentralratsvorsitzender Rose.
(Text: Zentralrat)
Siehe auch:
„El Pelé“: Roma-Delegation im Vatikan, 2.6.2011
Rom: Besetzung beendet, Papst erklärt Solidarität, 25.4.2011
Tschechische Roma vom Papst enttäuscht, 15.10.2009
Rose: Kath. Kirche diskriminiert Sinti & Roma. 27.1.2010