2. August: Grüne für Holocaust-Gedenktag

August 2nd, 2022  |  Published in Geschichte & Gedenken, Politik

Hohes Haus: Übergabe des Positionspapiers der Roma-Volksgruppenverrteter:innen an Nationalratspräsident Sobotka (re.),  in der Mitte der Vorsitzende des Roma-Volksgruppenbeirats Emmerich Gärtner-Horvath vom Verein Roma-Service (Foto: Grüner Parlamentsclub)Österreich: Voglauer/Blimlinger for­dern na­tio­na­len Ge­denk­tag für die un­ter dem NS-Regime ver­folg­ten und ermordeten Roma und Sinti. Grüne an­läss­lich des Inter­natio­na­len Gedenk­tags am 2. Au­gust für ra­sche Um­setzung des Ent­schlie­ßungs­antrags so­wie Er­rich­tung eines zentra­len Mahn­mals

Während des Holocaust wurden rund 500.000 Roma und Romnja, Sinti und Sintizze im Deutschen Reich er­mordet, darun­ter rund 10.000 aus Österreich. Roma und Sinti wurden in der Zeit des Natio­nal­sozialis­mus als „Zigeuner“ bzw. als „Asoziale“ ver­folgt und syste­ma­tisch er­mordet. Vor 1938 lebten rund 11.000 bis 12.000 Roma und Romnja, Sinti und Sintiz­ze in Öster­reich, die meis­ten davon im Burgenland. „Bis heute gibt es in Öster­reich leider keine natio­nale Um­setzung des euro­päischen Holo­caust-Ge­denktages am 2. August. Natio­nale Ge­denk­tage sind ein würdiger und wich­tiger Teil der Gedenk­kultur. Damit einher geht die An­erkennung und Ver­urteilung des Porajmos – das Roma­nes-Wort für den Völkermord an den euro­päi­schen Roma in der Zeit des National­sozialis­mus. Das ist nicht nur für die Opfer des Roma-Genozids und deren An­ge­hörige von großer Be­deutung, son­dern auch für das Selbstverständnis Österreichs“, be­tont die Volks­gruppen­spre­che­rin der Grünen, Olga Voglauer.

Der 2. August wurde bewusst als Gedenktag gewählt: In einer einzigen Nacht wur­den von 2. auf 3. August 1944 in­fol­ge der Liquidation des Lager­ab­schnitts B II e, des so­ge­nann­ten „Zigeuner­lagers“, min­des­tens 3.000 Roma und Romnja, Sinti und Sintizze, darun­ter Männer, Frauen und Kinder, im Kon­zentra­tions­lager Auschwitz-Bir­kenau er­mordet. [Anm. der dROMa-Red.: Neuere For­schungs­er­geb­nisse des Re­search Cen­ter des Auschwitz-Mu­se­ums ge­hen von 4.200 bis 4.400 Per­sonen aus.]

Roma und Sinti, aber auch Jenische waren in Österreich bereits vor 1938 massiver Dis­kriminie­rung ausgesetzt. Die öster­reichi­schen Behörden er­fassten auf rassis­tischer Basis Roma und Romnja, Sinti und Sin­tizze in einer Kartei, der sogenannten „Zigeunerkartei“, die dann die Grund­lage der Ver­folgung und der Vernichtung der Roma und Romnja, Sinti und Sin­tizze war. Um den „Porajmos“, was „Ver­schlingung“ oder „Zers­törung“ auf Romani be­deutet, stärker ins Bewusst­sein der Be­völke­rung zu rücken, sind Auf­klärung aber auch Zeichen im öffent­lichen Raum not­wendig. „Bis heute werden Roma und Sinti dis­kriminiert und an­ge­griffen. Roma und Sinti müssen – auch bei uns in Öster­reich – end­lich als gleich­berech­tig­ter Teil unserer Gesell­schaft an­erkannt werden“, sieht Voglauer ak­tuellen Hand­lungs­bedarf.

Auch nach 1945 war es für Roma und Romnja, Sinti und Sintizze schwer. Ihnen wurden lange Jahre etwa Zahlun­gen aus der Opfer­fürsorge ve­rweigert, auch Ent­schädigungen wur­den hint­an­geha­lten. Sie wurden weiter­hin von österreichi­schen Behörden dis­kriminiert und schikaniert. Erst nach der An­erken­nung als Volksgruppe 1993Geschichte der Schikane, der Dis­kriminie­rung, der Ver­folgung und schließ­lich der Vernichtung während des National­sozialismus. Die wenigen Überlebenden wur­den nach 1945 weiter dis­kri­miniert und muss­ten lange auf ihre An­erkennung als Opfer warten. Die Einfüh­rung des nationa­len Gedenktages sowie die Errichtung eines Mahnmals an einem zentralen Ort ist daher drin­gend geboten“, fasst die gedenk­politi­sche Sprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, zu­sammen.

(Text: Grüner Parlamentsklub)

Siehe auch:
Österreich: 2. August wird Roma-Gedenktag, 10.7.2022
Ein Roma-Mahnmal für Österreich
, 16.4.2022
Mandl und Schieder für Gedenktag am 2. August, 8.4.2022
Grüne für zentrales Roma-Mahnmal in Wien
, 1.8.2021

2. August bald offizieller Gedenktag?, 2.8.2018
Der blinde Fleck. Es ist Zeit: Österreich braucht ein Roma-Denkmal, in: dROMa 56 (2019)

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