Roma besetzen Dom in Regensburg
Juli 8th, 2016 | Published in Politik, Rassismus & Menschenrechte, Religion
Eine Gruppe von Flüchtlingen, Presseberichten zufolge vorwiegend Roma aus Albanien, Mazedonien, Serbien und dem Kosovo, hat am Dienstag den Regensburger Dom besetzt. Mit ihrer Protestaktion wollen die Flüchtlinge, unter ihnen auch mehrere Kinder, auf ihr Schicksal aufmerksam machen und ihre drohende Abschiebung verhindern. Ihr Protest richtet sich insbesondere auch gegen die jüngste Einstufung der Balkanstaaten (seit Herbst 2015 auch Montenegro, Albanien und Kosovo) als „sichere Herkunftsländer“. Asylanträge von Personen aus diesen Ländern gelten in Deutschland jetzt, auch wenn es sich um Angehörige von diskriminierten und besonders gefährdeten Minderheiten handelt, a priori als „unbegründet“.
Bereits Mitte Mai besetzte eine Gruppe von Roma, die unmittelbar von Abschiebung bedroht sind, das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin. Die für das Mahnmal zuständige Stiftung erklärte sich zwar solidarisch mit den Anliegen der Flüchtlinge, ließ das Areal aber dennoch schon nach einigen Stunden polizeilich räumen. Anders nun die Reaktion in Regensburg, wo sich Bistum und Caritas, unterstützt von rund 50 freiwilligen Helfern, um das Wohlergehen der Flüchtlingsgruppe bemühen. Die Caritas versorgt sie mit Essen, Asylsozialberater der Caritas kümmern sich um die Belange der Flüchtlinge.
Im Folgenden die Mitteilung des Bistums Regensburg vom 7.7.2016:
Zur derzeitigen Situation in der Kathedrale St. Peter
Gespräche mit der Gruppe der BetroffenenSeit Dienstag halten sich ca. 45 Personen aus Balkanländern im Dom auf, die gegen ihre Abschiebung demonstrieren. Das Bistum Regensburg hat sich in den vergangenen Tagen um die humanitäre Versorgung gekümmert und die Behörden gebeten, von einem Zugriff abzusehen. Dieser Aufenthalt im Dom ist jedoch nur für eine sehr begrenzte Zeit möglich, wie die Erfahrungen der letzten Tage gezeigt haben: Toiletten und Handwaschbecken sind zwar vorhanden, aber es gibt im Dom keine Duschen. Die gesundheitliche Versorgung der teils schwerkranken Personen – darunter auch Kinder – ist in den Domräumen nur sehr eingeschränkt und risikoreich möglich. Da eine Übernachtung im Hauptschiff aus Sicherheitsgründen ausscheidet, übernachten im Durchgangsbereich vor der Sakristei derzeit 45 Personen auf 32 eng aneinander gestellten Liegen mit einem einzigen schmalen Fluchtweg ins Freie. Die Sicherheitslage in der Nacht ist eingeschränkt, so kann ab 22 Uhr nur durch Verständigung Dritter der Dombereich verlassen oder betreten werden. Für die Sicherung des Domes im Außenbereich wird das Bistum auf deutlichen Hinweis der staatlichen Behörden hin einen Sicherheitsdienst beauftragen. Der Nightfever-Gottesdienst mit etwa 300 Jugendlichen kann unter den gegebenen Umständen nicht im Dom St. Peter gefeiert werden und wird verlegt.
Wir verhandeln daher mit der betroffenen Gruppe über einen Umzug in ein anderes kirchliches Gebäude, in dem eine bessere Versorgung gewährleistet werden kann: größere Raumsituation, Küche, Duschkabinen, Vorhof, ruhiges Umfeld. Eine Duldung auch dieser Alternative ist von den Behörden vorerst zugesagt, es handelt sich jedoch um kein Kirchenasyl.