Tumulte nach Marktinspektion in Šutka
April 22nd, 2010 | Published in Rassismus & Menschenrechte | 2 Comments
Eine Inspektion des Marktes von Šuto Orizari, der als Šutka bekannten großen Roma-Gemeinde am Rande der mazedonischen Hauptstadt Skopje, endete vergangenen Donnerstag in Tumulten und Straßenschlachten (Video: hier und hier) mit den von den Inspektoren angeforderten Sondereinheiten der Polizei. Bei der Überprüfung der Händler wurde nach geschmuggelten Waren und gefälschten Markenprodukten gesucht, wobei Güter im Wert von über 20.000 Euro konfisziert wurden. Als die Beamten Teile des Marktes schließen wollten, kam es zu Auseinandersetzungen mit den Händlern. Der Konflikt eskalierte, ein Großteil der Einwohner von Šutka solidarisierte sich mit den betroffenen Händlern. Sie schleuderten Steine und Flaschen auf die Polizei, die versuchte, die aufgebrachte Menschenmenge mit Tränengas aufzulösen. Laut Innenministerium wurden dabei 17 Polizeibeamte verletzt; keine Informationen liegen darüber vor, ob und wie viele Roma verletzt wurden. Dem Bürgermeister von Šuto Orizari, Elvir Bajram, gelang es schließlich, die Polizei zum Abzug zu bewegen, woraufhin sich die Lage beruhigte. Der Markt wurde geschlossen.
Roma-Verteter und -Organisationen kritisierten den Einsatz der Polizeispezialkräfte und riefen zu einer Protestkundgebung auf (Video: hier und hier). Sie sehen in der Razzia der Marktkontrolleure einen unverhältnismäßigen Angriff auf die einzige Erwerbsquelle vieler Roma-Familien: „Es ist unklar, ob der Staat wirklich den Handel mit gefälschten Produkten bekämpfen will oder nur jenen Bevölkerungsteil unter Druck setzen will, bei dem es scheinbar am leichtesten geht, die Roma, weil die gleichen Waren, die in Šuto Orizari gefunden wurden, kann man schließlich auch in vielen der ,vornehmen‘ Läden sogar im Stadtzentrum von Skopje finden“, heißt es etwa in der Pressemitteilung des „National Roma Centrum“
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. Es sei die Aufgabe der Behörden, gegen die Einfuhr und die Produktion solcher Waren vorzugehen, statt die Kleinhändler am Roma-Markt zu bekämpfen. Der Markt von Šutka bestehe seit über zehn Jahren und sei bisher von den Behörden, aus Rücksicht auf die ökonomische Lage der Roma-Bevölkerung, stets geduldet worden. Die Arbeitslosenquote der Roma-Bevölkerung in Mazedonien beträgt einer Aussendung zufolge 73 Prozent; 63 Prozent leben unter der Armutsgrenze.
(Roman Urbaner)
April 22nd, 2010 at 14:00 (#)
[...] This post was mentioned on Twitter by ♨ Hendrik Kraft, Roma Service. Roma Service said: Tumulte nach Marktinspektion in Šutka (Mazedonien): http://www.roma-service.at/dromablog/?p=9083 [...]
Oktober 20th, 2012 at 12:37 (#)
[...] Tumulte nach Marktinspektion in Šutka. Quelle: http://www.roma-service.at/dromablog/?p=9083 [...]