Menschenhandel: Leihmütterskandal auf Kreta
August 18th, 2023 | Published in Frauenrechte, Rassismus & Menschenrechte, Recht & Gericht
Menschenhandel: Auf Kreta wurde ein illegaler Adoptionsring aufgedeckt – Frauen in Notlage wurden nach Griechenland gelockt und als Leihmütter ausgebeutet. Unter ihnen viele Romnja aus Südosteuropa.
In Griechenland wurde vor einigen Tagen ein Leihmütterskandal in einer Kinderwunschklinik aufgedeckt. Dies berichtet ORF.at unter Berufung auf griechische Medienberichte und Zeit Online. In einer Klinik in Kreta sollen seit Jahren Frauen aus Osteuropa als Eizellenspenderinnen und Leihmütter ausgebeutet worden seien – für Kundschaft aus zahlreichen europäischen Ländern, die, so ORF.at, „zumindest die rechtliche Grauzone auf dem Weg zum Babyglück in Kauf“ nahm. Allein seit Dezember des Vorjahres wurden an der Kinderwunschklinik in der Hafenstadt Chania 182 derartige Fälle dokumentiert. Bei der Razzia in der Stadt fanden die Einsatzkräfte der Abteilung für organisierte Kriminalität vergangene Woche nicht weniger als dreißig momentan schwangere Leihmütter vor.
„Die benötigte richterliche Erlaubnis sei in zahlreichen Fällen genauso gefälscht worden wie Adoptionspapiere und medizinische Akten“, so ORF.at. Der Gründer und Leiter der Klinik und acht weitere Personen wurden festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, „ein internationales Netzwerk an Zuhältern aufgebaut haben, um ,schutzbedürftige Frauen‘ aus dem Ausland nach Griechenland zu schaffen“. Dort seien diese dann als Leihmütter oder Eizellspenderinnen herangezogen worden. ORF.at berichtet: „Die Frauen aus Moldawien, der Ukraine, Georgien, Rumänien und Bulgarien – viele von ihnen Romnja – stammen aus sehr armen Verhältnissen und seien mit falschen Versprechungen nach Kreta gelockt worden. Sie seien von der Öffentlichkeit abgeschirmt und in 14 Wohnungen ,unter erbärmlichen Verhältnissen‘ untergebracht und überwacht worden. Gegen ein kleines Honorar – laut Medienberichten zwischen 300 und 600 Euro im Monat – mussten sie sich der Prozedur der künstlichen Befruchtung oder den Eizellenspenden mit dafür notwendigen Hormonbehandlungen unterziehen.“
Laut Medienberichten standen die jungen Frauen ab ihrer Ankunft auf Kreta „unter Überwachung und durften ihre Unterkünfte nur zum Einkaufen im Supermarkt oder für medizinische Untersuchungen“ in der Klinik verlassen. Die Profite des Adoptionsrings waren enorm: Einem Ermittlungsbericht der Polizei zufolge kassierte die Klinik in Chania zwischen 70.000 und 100.000 Euro für ein von einer Leihmutter ausgetragenes Kind. Wie es nun nach der Aufdeckung des Skandals und der Schließung der Kinderwunschklinik „mit den Dutzenden aktuell schwangeren Leihmüttern und jüngsten Neugeborenen weitergeht“, ist laut ORF.at derzeit noch offen.
(Text: dROMa)