Der lange Weg der Sinti und Roma

Mai 23rd, 2022  |  Published in Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Interview, Radio, Podcast & TV

Dokumentarfilm von Adrian Oeser, 44:56 min
Hessischer Rundfunk/Fernsehen | Erstausstrahlung: 7.4.2022

Jùlie Halilic ist stolz, wenn sie an ihren Großvater denkt. Wallani Georg er­kämpfte gemein­sam mit an­deren Bürgerrechtlern, dass der Massen­mord an den Sinti und Roma 1982 als Völkermord an­erkannt wurde.

Mit persönlichen Lebenswegen zeichnet der Film emotio­nal und eindrucks­voll die Geschichte von Deutschlands größ­ter natio­naler Min­derheit nach und macht bisher un­erzählte Per­spektiven sicht­bar. Indi­viduelle Geschichten und bisher kaum ge­zeigtes Archiv­material nehmen mit in eine Zeit, in der Sinti und Roma weiter dis­kriminiert wurden und in der sie sich schließ­lich zur Wehr setzten. Unter den histo­rischen Auf­nahmen aus den ARD-Archiven fand Filmautor Adrian Oeser viele Szenen, die deutlich machen, wie stark der Rassis­mus gegen Sinti und Roma nach 1945 fort­dauerte – und auch im öffent­lich-recht­li­chen Rundfunk immer wieder be­feuert wurde. Die Doku­mentation „Der lange Weg der Sinti und Roma“ ist damit auch eine kritische Aus­einander­setzung der ARD mit ihrer eige­nen Geschichte.

Der Film zeigt darüber hinaus, dass eine Aufarbeitung in vielen gesell­schaft­lichen Be­reichen bis heute not­wendig ist. Bis in die 1980er Jahre ar­beiteten Landes­kriminal­ämter und Forscher in ganz Deutsch­land mit den Akten der Rassen­hygieniker aus der Nazi­zeit weiter, um Sinti und Roma syste­matisch zu erfassen. Erst die Bürger­rechtler konnten diese Akten­bestände in den 1980er Jahren frei­pressen. Beein­drucken­des Archiv­material zeigt, wie sie die Doku­mente ihrer Verfolgung fast vierzig Jahre nach der Befreiung erst­mals in den Händen halten. Zu realisieren, dass die syste­mati­sche Stigmatisierung so lange an­dauerte, belastet den Bürger­rechtler Rudko Kawczynski bis heute.

„Der lange Weg der Sinti und Roma“ ist ein Film über Geschichte, die nicht ab­ge­schlos­sen ist, über eine Zeit, die bis heute fortwirkt. Ein Film übers Gestern fürs Heute.

(Text und Beitrag: HR/Fernsehen)

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