Die Toten von Oberwart

Februar 4th, 2010  |  Published in Geschichte & Gedenken, Medien & Presse, Rassismus & Menschenrechte

OberwartIn der Printausgabe des „Standard“ erinnert Wolfgang Weisgram heute an das Attentat in Oberwart, das vier jungen Burgenland-Roma vor genau 15 Jahren das Leben kostete. Wir bringen im Folgenden einen Auszug:

(…) Heute vor 15 Jahren zerfetzte eine perfide Sprengfalle, die Franz Fuchs, der Briefbomber, in der Nähe der Oberwarter Romasiedlung deponiert hatte, den 40-jährigen Josef Simon, den 27-jährigen Peter Sarközi, den 22-jährigen Karl Horvath und den 18-jährigen Erwin Horvath. Peter Sarközi war der Sohn des Stefan Horvath, die drei anderen Nachbarn, Freunde. Der Peter hatte einen Hund, einen Dackel, der hieß Murli. Mit dem ging Stefan Horvath zum Tatort und, so schrieb er es einmal, „zum ersten Mal habe ich einen Hund gesehen, der neben einem Toten saß und weinte“. Er selbst, der Stefan Horvath, konnte das nicht. „Ich fuhr“, erzählte er einmal dem Standard, „mit einem Freund in ein Kaffeehaus nach Bad Tatzmansdorf, hab ihm nichts gesagt. Erst dann bin ich wieder zum Tatort zurück.“

Da aber war dort und in der Nähe schon, im Vollsinn der Redewendung, der Teufel los. Die Polizei ermittelte mit beinahe ungewohntem Eifer. Sie durchsuchte – die Häuser der Roma-Siedlung, also den Wohnort der Opfer. Und sie dokumentierte damit etwas, das weit in die Politik hinein auf offene Ohren stieß. Noch ein knappes halbes Jahr nach dem Attentat, im Juli 1995, erklärte Jörg Haider: „Wer sagt, dass es da nicht um einen Konflikt bei einem Waffengeschäft, einem Autoschieber-Deal oder um Drogen gegangen ist?“ Und legte wenig später im Standard nach: „Warum schreiben Sie dann nicht, wie die Hintergründe der Familien der Opfer sind? Wie das mit dem Rauschgifthandel ist oder mit den Vorstrafen von Familienmitgliedern?“ Unter anderem deshalb sah Stefan Horvath sich gezwungen, in seinen Kurzporträts der Opfer quasi deren Strafregisterauszug anzuhängen, der, mit einer einzigen, jugendsündenartigen Ausnahme, vollkommen leer war. Nach dem Vierfachmord – der erste rassistisch motivierte Mord der Zweiten Republik – begann Stefan Horvath zu schreiben. 2003 erschien der Erzählband „Ich war nicht in Auschwitz“, 2007 der Roman „Katzenstreu“, der rund um den Mord und den Mörder kreist. (…)

Lesen Sie den vollständigen Artikel von Wolfgang Weisgram bitte hier.

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