„Wir wollen arbeiten“ – Roma-Projekt in Graz

Februar 28th, 2020  |  Published in Einrichtungen  |  1 Comment

Romacafé in Graz (Foto: Caritas)Das Projekt KAMBUKE der Caritas richtet sich an Roma in der Steiermark, vor­nehm­lich in Graz. Neben An­ge­bo­ten zur Quali­fi­zie­rung will man das Selbst­be­wusst­sein der Roma stär­ken sowie Vor­urteile und Stereo­type in der Mehr­heits­be­völ­ke­rung ab­bauen.

Martin Pfandl/Annenpost: KAMBUKE steht für „KAmaha BUti te KErel“ auf Romani. Über­setzt heißt das so viel wie „Wir wollen arbeiten” oder „Wir wollen Arbeit“. Romani, auch Romanes ge­nannt, ist die Sprache der Roma. Ziel­gruppe des Caritas-Pro­jektes sind in der Steiermark le­bende Roma, vor­nehm­lich in Graz, die Unter­stützung bei der Suche nach Arbeit brau­chen oder sich zusätz­lich quali­fi­zieren wollen. „Bis jetzt sind es circa 120 Per­sonen, die wir in intensi­ver Betreuung haben, aber es sind wesent­lich mehr Roma und Romnia, die Unter­stützung benötigen“, sagt Pro­jekt­leiter [Anm. d. Red.: und dROMa-Redakteur] Michael Teichmann im Ge­spräch mit der Annen­post. Mit unter­schied­li­chen Angeboten und Maß­nahmen wolle man mög­lichst alle, die es brauchen, auch errei­chen. Neben Deutschkursen gibt es ver­schie­denste Quali­fizie­rungs­angebote, von Erste-Hil­fe-Kur­sen über Aus­bildungen für den Stapler­schein oder im Pflege­bereich.

Empowerment und Abbau von Vorurteilen

Daneben bietet Kambuke auch Empowerment-Kurse an. Viele hätten Schwie­rig­kei­ten, ihr Roma-Sein zu zeigen oder zu betonen, weil sie mit Nachteilen – bei­spiels­weise keine Arbeit zu bekom­men – rech­neten. Hier gehe es darum, das Selbst­bewusst­sein voran­zu­bringen und zu infor­mieren, an wen man sich im Falle von Dis­kriminie­run­gen wenden kann.

Zusätzlich wolle man Stereotype und Vorurteile in der Mehrheits­bevölke­rung abbauen und das Bild der Roma zurecht­rücken. So ver­anstaltet Kambuke Podiums­diskus­sio­nen sowie Workshops für SchülerInnen. Außer­dem lud das Projekt im Vorjahr mehr­mals zum „Romacafé“ im Annen­viertler Büro zur Rettung der Welt (der Zwischen­nutzungs­vertrag lief 2019 aus – die Annenpost be­rich­tete). Hier wurden Men­schen im Alltag zu Ge­sprächen mit Kaffee und Kuchen ein­geladen. Anwesend waren Projekt­mit­arbeiter sowie Role-Models aus der Roma-Com­munity. „Es gibt natür­lich oft Be­rüh­rungs­ängste oder Barrieren, dass sich Men­schen nicht herein­trauen.“ Trotz­dem sei das Angebot gut angenom­men worden und es hätten nicht wenige vorbei­geschaut. Teichmann will das „Roma­café“ heuer weiter­führen, die Suche nach einem neuen Standort laufe aber noch.

Diskriminierung von Roma in Österreich

Die Situation der Roma habe sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert. Seit 1993 sind die Roma als Volksgruppe anerkannt. Diskriminierungen, wie es sie noch in den 90er-Jahren gegeben habe, seien dank der Roma-Vereine, welche sich um die Anliegen der Roma kümmern, in der Form nicht mehr möglich. Trotzdem gebe es noch Alltagsrassismus, der aber nicht mehr so leicht und so direkt passiere. „Das merken die Kinder in der Schule, das merken die Erwachsenen in der Arbeit. Das sind oft nur Blicke“, so Teichmann. Unterm Strich habe sich die Situation verbessert, es gebe aber noch viel zu tun.

Fleiß, Anstrengung und Mut

Geschätzt leben in Graz 500 bis 700 Roma, wobei der Großteil in Lend und Gries wohne. Die meisten kommen laut Teichmann aus Rumänien und der Slowakei. Viele Roma seien aber aufgrund von Diskriminierung oder unzumutbaren Bedingungen seit Jahren in ganz Europa unterwegs. Deswegen seien die Migrationsgeschichten oft vielfältiger: „Viele unserer KlientInnen waren in Frankreich, Spanien, Italien, England.“ Trotz oft schwieriger Voraussetzungen erlebe man immer wieder Erfolgsgeschichten. „Die Leute schauen einfach, dass sie irgendeinen Ort finden, wo sie das Gefühl haben, dort kann man ein Leben aufbauen, mit Fleiß und Anstrengung und Mut.“

Der Artikel erschien am 21.2.2020 im Grazer Online-Magazin „Annenpost“. Wir dan­ken dem Autor Martin Pfandl für die freund­li­che Ge­neh­mi­gung.

Responses

  1. dROMa-Blog | Weblog zu Roma-Themen | Kraft der Roma: „THARA Romani Zor!“ says:

    März 2nd, 2020 at 10:40 (#)

    [...] auch: „Wir wollen arbeiten“ – Roma-Projekt in Graz [...]