Kunst & Fotografie

Belvedere Art Award für Robert Gabris

Dezember 1st, 2022  |  Published in Ehrungen & Nachrufe, Kunst & Fotografie

Preisträger Robert Gabris (Foto: eSeL.at - Lorenz Seidler / Belvedere, Wien) Der neue, biennal ausgelob­te, mit 20.000 Euro do­tierte Preis für zeit­ge­nös­si­sche Kunst wurde am Mon­tag zum ers­ten Mal von Ven­dome Pro­jects und dem Bel­ve­dere ver­lie­hen. Robert Gabris er­hält neben dem Preis­geld eine Einzel­aus­stel­lung im „Belvedere 21“ (7.9.2023 bis 18.2.2024) mit be­glei­ten­der Pub­li­kation.

JURYSTATEMENT:
Die Entscheidung, den „Belvedere Art Award 2022“ Robert Gabris zu­zu­er­kennen, er­folgte auf­grund seiner be­ein­druckend kon­zentrier­ten und en­gagierten künst­le­ri­schen Arbeit. Gabris schöpft inten­siv aus seinem Hinter­grund als Teil der Roma-Com­mu­nity und hinter­fragt dabei stets die Grenzen von Iden­titäten, die Indi­viduen und Gruppen von außen auf­erlegt werden. Seine Kunst unter­sucht den Zustand des mensch­li­chen Körpers, er­forscht dessen Ränder und Formen in Bezug auf Queerness, über das Mensch­li­che hinaus­gehen­des Leben und multiple Mar­gina­li­sierun­gen. Gabris’ visuelle Sprache reicht von prä­zisen Zeichnungen über Prosa­gedichte bis hin zu viel­schich­tigen skulptu­ralen Kom­bina­tionen, die ihre Komple­xität feiern und gleich­zeitig diverse Öffent­lich­keiten an­sprechen. Seine ex­perimen­tellen Zeich­nungen dienen als Mittel des Wider­stands gegen Aus­grenzung und Rassismus, wobei sie stets flie­ßend und offen für Inter­preta­tionen bleiben. Die Jury ist auch von seinem Engage­ment für die Commu­nitys be­eindruckt und würdigt die emotio­nale Arbeit, die damit ver­bunden ist. Die Jury freut sich, diesen Preis ein­stimmig an Robert Gabris zu vergeben, und wünscht ihm eine gleicher­maßen freudvolle wie erfolg­reiche Ausstellung im „Bel­vedere 21“ im Sep­tem­ber 2023.

BELVEDERE ART AWARD:
Der „Belvedere Art Award“ wurde 2022 von Vendome Projects und dem Belvedere ins Leben ge­rufen. Der biennal aus­gelobte Kunstpreis spiegelt zukunfts­weisende Dyna­miken in der Gesell­schaft sowie in der zeit­genössi­schen Kunst wider. Read the rest of this entry »

Nane Oda Lavutaris / Who Will Play for Me?

Oktober 8th, 2022  |  Published in Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

05_who-will-play-for-me_v2Die in der Slowakei geborene Künst­le­rin Emília Rigová be­schäf­tigt sich in ihrer Aus­stel­lung Nane Oda La­vu­ta­ris/ Who Will Play for Me? mit der Ge­schich­te so­wie den Gegen­warts­er­fah­run­gen der Roma.

MUMOK, Wien | 8. Okt. 2022 bis 5. März 2023

Emília Rigová befasst sich in ihrem medial breit aufgefächer­ten OEuvre vor ihrem eigenen bio­grafi­schen Hinter­grund mit aktuel­len Fragen zur Identität und gesell­schaft­lichen Rolle der Roma sowie mit deren geschicht­lichen Grund­lagen. Ihre Arbeiten, die auf um­fang­reichen Re­cherchen auf­bauen, richten sich gegen gesell­schaft­liche Polari­sierung und Aus­grenzung. Sie unter­suchen und akzen­tuieren die symbio­ti­schen Aspekte im Verhältnis von Roma und Nicht-Roma, ohne dabei historische und gegen­wärtige Konflikt­felder zu ver­drängen. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass sich die Künstle­rin seit 2012 „Bári Raklóri“ nennt und damit ein Alter Ego an­nimmt, das unter­schied­liche Iden­titäten in sich vereint.

Die Ausstellung Nane Oda Lavutaris / Who Will Play for Me? verweist auf das musikalische Erbe der Roma als Aus­drucks­form einer gesell­schaftli­chen Identität, die integra­ler Teil europäi­scher Kultur und wider­ständigen Lebens zu­gleich ist. Emília Rigová hat Noten alter Roma-Lieder aus der ganzen Welt ge­sammelt, in den Nachbar­ländern ethno­musiko­lo­gi­sche Archive besucht und so ein eige­nes Archiv zu­sammen­getragen. Daraus ver­wendet sie drei Lieder, die zwar in unter­schied­lichen Gegenden der Slowakei ge­funden wurden, letztlich aber trans­nationaler Natur sind. Sie wurden meist von ver­schiede­nen ethnischen Unter­gruppen in unter­schiedli­chen Dialekten ge­sungen. Da sie sich auf be­stimmte Er­eignisse be­ziehen, wie zum Beispiel den Porrajmos, den Völkermord an den Roma und Sinti im National­sozialis­mus, schaffen sie in der Ausstellung einen nach wie vor bri­san­ten histori­schen Kontext.

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One day we shall celebrate again: RomaMoMA

Juni 19th, 2022  |  Published in Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

Ausstellung in Kassel 2022 (Foto: Joanna Warsza via ERIAC)Die OFF-Biennale Budapest startete 2015 als basis­demo­kra­ti­sche Bewe­gung zur Stär­kung der Un­abhän­gig­keit, Wider­stands­kraft und Wir­kungs­macht der lo­ka­len Kunst­szene in Ungarn. Auf der Documenta in Kassel prä­sen­tiert OFF zwei Aus­stel­lungs­pro­jekte und eine Pub­li­kation.

documenta fifteen
Fridericianum, 18. Juni bis 25. Sept. 2022
Friedrichsplatz 18, Kassel

Das erste Projekt ist eine langfristige Kooperation mit dem Euro­pean Roma Insti­tute for Arts and Culture (ERIAC): Hier werden Kunst­werke gezeigt, die die Frage nach der (Un-)Mög­lich­keit eines RomaMoMA (Roma Museum of Contemporary Art) stellen. Die Aus­stellung [mit Arbeiten von: Daniel Baker, János Balázs, Robert Gabris, Sead Kazanxhiu, Damian Le Bas, Małgorzata Mirga-Tas, Mara (Omara) Oláh, Tamás Péli, Selma Selman, Ceija Stojka] be­richtet von der un­erzählten Ver­gangen­heit und sich neu ent­falten­den Gegen­wart von Ro­ma-Künst­ler*in­nen. Ver­schiede­nen Künst­ler*in­nen­gene­ra­tio­nen und ihre unter­schied­lichen Po­sitio­nen werden durch eine Instal­lations­methode zur Geltung ge­bracht, die die Idee eines RomaMoMA sowohl konstru­iert als auch de­konstru­iert: Es er­scheint als ima­ginärer, trans­nationaler Raum.

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Die gefährlichste Frau der Welt

April 3rd, 2022  |  Published in Frauenrechte, Kunst & Fotografie

Selma Selman, Platinum, 2021. (Foto: Damir Šagolj/Kunstraum Innsbruck)Selma Selman: The Most Dangerous Woman in the World

Kunstraum Innsbruck, 11.3.2022 bis 21.5.2022. Kuratiert von Ivana Marjanović

→Zum Video der Performance

Kunstraum Innsbruck: In einem ihrer Selbst­porträts auf Alt­me­tall de­­fi­niert sich Selma Selman als „the most dangerous woman in the world“. Gefähr­lich für wen? Auf­gewachsen in einer Roma-Com­munity in Bosnien-Her­ze­go­wina, in ihren Lebens- und Arbeits­mög­lich­keiten extrem durch Rassismus ein­ge­schränkt (ihre Familie lebt vom Sammeln und Recyceln von Metall­abfall), zer­legt die Künstlerin heute nicht nur „Autos, Wasch­maschinen und das Patriarchat“*, son­dern sie greift vor allem die Grenzen des Klassen-Ras­sismus an. Ob in kraft­vollen Per­for­mances, in intimen und ex­pressiven Porträts und Selbst­porträts oder in der Malerei, die mit Ironie und Humor das Leben der Com­munity, Stereo­type und Eman­zipation kom­mentiert, immer ist Selmans Arbeit von enormer Handlungs­macht durch­drungen.

Ihr Statement „Meine Familie verwandelt Metallabfall in eine wert­volle Ressource des Über­lebens“ muss über per­sönli­che Erfah­rungen hinaus gelesen werden. Selma Selmans künst­leri­sches Medium, Malerei auf Altmetall, verweist auf die rassiali­sier­ten Lebens- und Arbeits­bedin­gungen der Roma, die sich im Zuge der kapitalis­tischen Transition der ver­armten Nach­kriegs­gesell­schaft ver­schlechterten. Wie viele Roma auf dem Balkan, hat Selma Selman von Kindheit an in der infor­mel­len Ökonomie des Recyclings ge­arbeitet: Sie unter­stützte ihre Familie beim Sammeln von Metall­abfall und beim Verkauf an Recycling­unter­neh­men. Nachdem sie diese total ent­wertete Arbeit hinter sich lassen konnte, ohne jedoch ihren Kontext zu ver­leugnen, hinter­fragt Selmans künst­lerische Praxis Prozesse der Wert­produk­tion in Bezug auf Arbeit und Arbeiter*innen durch weiße Privi­legien und Zugang zu Bildung. „Wir sind Intel­lek­tuelle“ malt sie auf ein Autodach. Diese Kritik an einer elitären Auf­fassung von Wissens­(re)pro­duktion ist auch ein affir­matives Statement im Kampf um ein wert- und würde­volles Leben.

Selma Selmans Familie, ihr Handwerk und ihre Fertigkeiten haben eine ent­scheidende Rolle in ihrer Arbeit als soziale und künst­le­rische Struktur, als Wissens­reservoir, aber auch als Ort von Liebe, Am­bi­valenz und Kompli­zen­schaft mit der patriarcha­len Matrix der Macht. Die Familien­mit­glieder und ihre Community werden oft por­trätiert und sind in ihre Projekte in­volviert. Read the rest of this entry »

„… vergiss die Photos nicht“ in Mannheim

Januar 20th, 2022  |  Published in Geschichte & Gedenken, Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

Unku (Erna Lauenburger) wurde in Auschwitz ermordet. Ein biografischer Kinderroman aus dem Jahr 1931, der in der DDR neu aufgelegt wurde, machte sie berühmt. Hanns Weltzel hat sie als Jugendliche porträtiert. (Bild: University of Liverpool Library)24.1.2022: Ausstellungseröffnung im Kulturhaus der Sinti und Roma in Mannheim

„… vergiss die Photos nicht, das ist sehr wichtig …“ – Die Ver­fol­gung mit­tel­deut­scher Sinti und Roma im Natio­nal­so­zia­lismus

Kulturhaus RomnoKher, B 7, 16, 68159 Mannheim
24.1.2022 bis 28.2.2022

Das Kulturhaus RomnoKher zeigt einzigar­tige Fotografien von Männern, Frauen und Kindern, die weni­ge Jahre später bei­nahe alle dem Völker­mord an den Sinti und Roma Euro­pas zum Opfer fielen. Doch diese Bilder zeu­gen von gegen­sei­tigem Respekt zwischen den Foto­grafier­ten und dem Foto­grafen. Sie sind völlig anders als die gleich­zei­ti­gen Dar­stel­lun­gen in der national­sozia­lis­ti­schen Pro­pa­ganda.

Zwischen 1932 und 1939 fotografierte Hanns Weltzel mittel­deutsche Sinti und Roma in Dessau-Roß­lau. Der in Roßlau lebende Foto­journalist pflegte freund­schaft­liche Be­ziehun­gen zu den Familien. Bis 1938 konnte er Artikel über Sinti und Roma in der Anhalti­schen Presse ver­öffent­lichen. Zudem stand er mit der „Gypsy Lore Society“, deren Sitz sich in Liver­pool befand, im Kontakt und schrieb Artikel für deren Journal. So gelang­ten schon damals erste Foto­grafien nach Liverpool. Der ge­samte Bestand von ca. 200 Foto­grafien be­findet sich heute in der Biblio­thek der Uni­versi­tät Liverpool.

Anfang 1938 wurden Sinti und Roma aus Dessau-Roßlau und ganz Anhalt in das „Zigeuner­lager am Holzweg“ in Magde­burg ge­zwungen. Dieses Inter­nierungs­lager hatte die Stadt Magdeburg 1935 am Stadtrand er­richtet. Im Juni 1938 wurden zahl­reiche Männer und männ­liche Jugend­liche in das Kon­zentra­tions­lager Buchenwald ver­schleppt. Damit begann das Aus­einan­der­reißen der Fami­lien, die Hanns Weltzel foto­grafiert hatte. Bald trafen erste Todes­nachrich­ten aus Kon­zentrations­lagern in Magdeburg ein. Mit der Ver­haftung aller Men­schen mit romanes­spra­chigen Hinter­grund in Magdeburg am 1. März 1943 und deren Depor­tation nach Auschwitz einen Tag später wurde das Lager am Holzweg auf­gelöst.

Eve Rosenhaft, Professorin an der Universität Liverpool, und Jana Müller vom Alter­na­tiven Jugend­zentrum Dessau sind der Geschichte dieser einzig­arti­gen Fotos nach­ge­gan­gen – zu­nächst un­abhängig von­einander, dann ge­meinsam. Im Gedenken an die Opfer des Völkermords und in engem Aus­tausch mit den Über­leben­den und ihren Nach­fahren ist eine Wander­ausstellung ent­standen.

„… vergiss die Photos nicht, das ist sehr wichtig …“ – Die Verfolgung mittel­deutscher Sinti und Roma im National­sozia­lismus doku­men­tiert die Lebens- und Leidens­wege der Fami­lien Laubinger, Lauen­bur­ger, Thormann, Stein, Steinbach und Ansin. Auch über Erna Lauenburger, das Vorbild für die be­kannte Roman­figur Unku, die Hanns Weltzel mehr­fach in Dessau-Roß­lau ab­lichtete, berichtet die Ausstellung. Read the rest of this entry »

„Marie Blum – ich lege meinen Namen ab“

Dezember 9th, 2021  |  Published in Geschichte & Gedenken, Kunst & Fotografie

"Man muss innehalten, um niederzuknien. Auf einer Forschungsreise im KZ Auschwitz-Birkenau sehe ich von allen performativen Gesten ab und knie nieder." Esther Strauß [Himmel (Oświęcim), Performancefotografie, 2020]Marie Blum – ich lege meinen Namen ab, um ein Jahr lang den dei­nen für dich zu tra­gen. Am 8. März 2020 brin­ge ich meine erste Toch­ter zur Welt. Dein Name ist auf ihrer Geburts­urkunde in der Rubrik Namen der Mut­ter ver­merkt.“

„Marie, kein Stein, ein Mensch trägt deinen Namen.

[„Marie Blum“, performatives Denkmal, 2020/21]

Die österreichische Künstlerin Esther Strauß über ihre Ar­beit „Marie Blum“:

Marie Blum ist eines jener Kinder, die im national­sozialisti­schen Kon­zentrations­lager Auschwitz-Bir­kenau zur Welt ge­kom­men sind. Laut einem Ein­trag in das Haupt­buch wurde Marie Blum am 5. Sep­tem­ber 1943 in Sektor BIIe – je­nem Lager­ab­schnitt, in dem Roma, Romnja, Sinti und Sintize inter­niert wor­den sind – ge­boren. Dort wird sie am drit­ten Tag ihres Lebens er­mordet.

Da Zeitzeug*innen zur Ermordung von Neugeborenen weit­gehend ge­schwiegen haben, ist die Quellen­lage auch heute noch dürftig. Nur we­nige Kinder haben im Versteck oder dank der Hilfe von Mit­häft­lin­gen überlebt. Viele brachte man direkt nach der Geburt um oder ließ sie ver­hungern. Die meisten der Neu­geborenen lebten nur weni­ge Stunden oder Tage.

Um an diese Kinder zu erinnern, entwickle ich ein perfor­mati­ves Denkmal: Ich lege den Namen Esther Strauß ab, um ein Jahr lang den Namen Marie Blum zu tragen. Dafür be­antrag­te ich die rechts­kräftige Änderung meines Vor- und Nach­namens im Namens­ände­rungs­referat der MA 63 in Wien. Die Namens­änderung wird mir nach vier­ein­halb Monaten Warte­zeit schließ­lich gewährt – zu­fällig aus­gerech­net am 27. Jänner 2020, dem 75. Jahres­tag der Befreiung des Kon­zentra­tions­lagers Auschwitz-Bir­kenau, der gleich­zeitig der Inter­natio­na­le Holocaust-Ge­denktag ist.

In den darauffolgenden Wochen und Monaten entste­hen zahl­reiche Per­forman­ces, Fotografien, Texte und perfor­mative Objekte. Manche von ihnen ent­stehen auf Drängen des Staates, wie die Namens­ände­rungs­urkun­den oder Marie Blums Pass. Read the rest of this entry »

LACKA – Ladislava Gažiová

Oktober 10th, 2021  |  Published in Film & Theater, Interview, Kunst & Fotografie, Rassismus & Menschenrechte

Dokumentarfilm von Jakub Jurásek
CZ 2019 | 20:32 Min. | artycok.tv/CC

Porträt der aus der Slowakei stammen­den Prager Künst­le­rin, Kura­torin und Akti­vis­tin mit Roma-Hin­ter­grund Ladislava Gažiová.

„Zuhause – Chez moi“ von Marielle Rossignol

September 1st, 2021  |  Published in Film & Theater, Frauenrechte, Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

"La Vista" (Foto: M. Rossignol via Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma))Theaterworkshop, Podiumsdiskussion und Fotoausstellung in Heidelberg

Ausstellung: ganztägig, 7.9. bis 10.10.2021
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Bre­meneck­gas­se 2, Heidelberg

Ähnlichkeiten, Unterschiede und Erfahrungen der Ausgrenzung. Wie blicken Sintizze aus Montpellier und Heidelberg auf den Begriff „Zuhause“?

Dieser Frage möchten Linda Alaume, Soraya Chikhaoui, Ornella Dussol, Linda Ferret, Béatrice Piquemal, Ilona Lagrene und Lore Georg, Sin­tizze aus Montpellier und Hei­del­berg, nach­gehen. Sie wer­den ver­suchen, im Rahmen von Ge­sprächen und eines Theater­work­shops hierauf Ant­worten zu finden. Der the­ater­päda­go­gische Workshop findet in Heidel­berg statt und wird von der Theater­kom­panie La Chouette Blanche aus Mont­pellier ge­leitet. Nach einer Vor­stellung der Er­geb­nisse des Workshops im Rah­men einer Podiums­dis­kussion wird die dazu­ge­hörige Foto­aus­stel­lung von Marielle Rossignol vom 7. Sep­tember bis 10. Oktober 2021 im Doku­menta­tions- und Kultur­zentrum Deut­scher Sinti und Roma zu sehen sein.

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dROMa 62: „Bilder | Kipi“

August 3rd, 2021  |  Published in Film & Theater, Kunst & Fotografie, dROMa (Magazin)

droma_62 Themenheft „Bilder“ | Temakeri heftlina „Kipi“

Download (PDF) | Inhalt

Fremdbilder, Selbstbilder, Gegenbilder – die Macht der Bilder kon­figu­riert unser Denken. Die Bei­träge dieses Heftes setzen sich dies­mal daher mit unter­schied­li­chen Kate­gorien von Bildern aus­einan­der. Den Anfang macht das Kino: Roman Urbaner stellt den Dokumentar­film „Wie ich Partisanin wurde“ der in Wien le­ben­den slowaki­schen Romni Vera Lacková vor, der so­eben beim goEast-Festival seine Welt­premiere fei­erte – eine familien­bio­gra­fi­sche Recherche, die ver­sucht, Ge­schichts­bilder zurecht­zu­rücken. Aus Budapest be­richtet János Róbert Orsós von der Odys­see der Kunst­sammlung des Roma-Par­la­ments, die nach Jahren in Keller­depots nun wieder zu­gäng­lich ist. Das Di­gita­li­sie­rungs­pro­jekt DigiRom und die heißen Eisen im Umgang mit rassisti­schen Bild­beständen be­han­deln zwei Artikel von Vera Tönsfeldt vom Rom e. V. in Köln. Valentine Auer skiz­ziert die Ausstellung „Manuš heißt Mensch“, die der­zeit in der Kunsthalle Wien zu sehen ist und die sich mit der tsche­chi­schen Siedlung Chanov und dem Ringen um neue Roma-Bilder be­fasst. Und zum Ab­schluss haben wir für Sie ein Prosa­gedicht des spa­ni­schen Autors Helios F. Garcés übersetzt.

Avre kipi, ajgeni kipi, gejng kipi – i sor le kipen­dar amaro gon­dolipe khetan phandel. O pisi­niptscha adala heft­linatar akan vaschoda le mindenfelitike kategorijenca le kipendar donde pe be­scharel. O kesdipe kerel o kino: O Roman Urbaner o doku­men­ta­cija­kero film „Sar me partisankija ujom“ la slova­kitika Romnjatar Vera Lacková, savi Betschiste dschil, angle terdscha­rel taj savo akan uso goEast-fes­tivalo pri themes­keri pre­mijera mulatinel – jek fami­jakeri bijo­grafischi rescher­scha, savi pro­balinel, histori­jakere kipi ando tschatscho udud te terdscharel. Andar Budapest phu­kal o János Róbert Orsós la odi­sejatar le kunstakere khetan kedipestar le Romen­ge­re-par­la­men­tostar, savo pal berscha ande komo­rakere depotscha akan papal aun dikle schaj on. Read the rest of this entry »

Averklub Collective: Manuš heißt Mensch

Juni 5th, 2021  |  Published in Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

Roma-Kunst aus Tschechien: Ausstellung in der Kunsthalle Wien (Titelblatt der Begleitbroschüre zur Ausstellung, 2021))Ausstellung in der Kunsthalle Wien
Bis 5. 9. 2021,
Museumsquartier, 1070 Wien
Download (pdf): →Ausstellungsguide

Das Averklub Collective ist eine lose organisierte Gruppe ohne feste Struktur. Seinen Kern bilden meh­rere Be­woh­ner*in­nen von Chanov, das als die größ­te Rom*nja-Sied­lung in der Tschechischen Republik gilt. Das Kollek­tiv wächst und schrumpft nach eige­nem Er­messen und passt sich durch ver­schie­dene Kon­stel­latio­nen von Künstler*in­nen, Theo­retiker*in­nen und Aktivist*in­nen den Be­sonder­heiten und Er­forder­nissen aktuel­ler Pro­jekte an.

Mit der Ausstellung Manuš heißt Mensch präsentiert die Kunsthalle Wien die jüngs­ten Recherchen und künst­leri­schen Arbeiten der Gruppe, die in Zu­sam­men­arbeit mit ver­schie­denen Ge­nera­tio­nen von Be­wohner*innen der Chanov-Siedlung ent­standen sind. Der Titel ver­weist auf das gleich­namige, 1986 er­schie­nene Buch des kommunis­ti­schen Poli­tikers und tsche­cho­slo­wa­ki­schen Rom Vincent Danihel, das sich mit der Politik der Integra­tion der Rom*nja in der sozialis­ti­schen Tschecho­slowakei be­fasst. Durch die Ver­wendung des­selben Titels für die Aus­stel­lung möchte das Aver­klub Collec­tive die Auf­merk­sam­keit auf das lenken, was Men­schen vereint, statt auf das, was sie trennt: „Wir möch­ten zeigen, dass es über die Viel­falt der Kulturen, Gender, Nationen usw. hinaus und jen­seits davon noch eine andere Ebe­ne der Zu­gehörig­keit gibt, die aus­nahms­los allen zu­gänglich ist.“

Die Ausstellung untersucht Erfolge und Misserfolge politischer Strategien, die auf die Emanzi­pation der Rom*nja ab­zielen, wäh­rend des Sozialis­mus im All­gemei­nen, aber auch konkre­ter anhand der spezifi­schen Geschich­te der Siedlung in Chanov – und um­reißt so mög­liche Modelle der Gleich­berech­ti­gung, die univer­sell und trans­national sind und über eine Iden­titäts­politik hinaus­gehen. Read the rest of this entry »