November 22nd, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Film & Theater, Rassismus & Menschenrechte
Zum zweiten Mal wird dieses Jahr in Deutschland der Amadeu-Antonio-Preis für kreatives Engagement für Menschenrechte – gegen Rassismus und Diskriminierung verliehen. Von der Amadeu-Antonio-Stiftung und der Stadt Eberswalde vergeben, würdigt der Preis kreatives künstlerisches Engagement für Menschenrechte. Zugleich erinnern wir mit dem Preis an den gewaltsamen Tod von Amadeu Antonio vor 27 Jahren und an die vielen weivteren Opfer rassistischer Gewalt seither. Insgesamt drei Preise werden am 28. November 2017 vergeben. Aus 60 Einreichungen der verschiedensten Genres wählte die unabhängige Jury nun die sieben Nominierten. Unter diesen das Theaterprojekt „Schluchten – Neue Nachbarn“ (entstanden in Kooperation von Nyx e.V. und dem Regionalverband deutscher Sinti und Roma Augsburg). Das Webmagazin Belltower.News stellt das nominierte Projekt vor:
„Es gehört bestimmt mehr Mut dazu, einem Fremden zu vertrauen, als seine Andersartigkeit abzulehnen.“ In Dorothea Schroeders Theaterprojekt „Schluchten – Neue Nachbarn“ geht es um Vorurteile und Vorbehalte gegen Sinti und Roma. In den Jahren 2015 und 2016 wurde es von Nyx e.V. in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband deutscher Sinti und Roma Augsburg umgesetzt. Schauspieler, Sinti und Roma erzählten authentische Geschichten bei ihren Führungen durch das Augsburger Fischerholz. Alexander Adler, selbst Sinto, war einer von ihnen. Mit ihm sprach Fiona Katharina Flieder.
Wie ist das Projekt entstanden?
Alexander Adler: Ich vermute, dass anfangs das Ziel von Dorothea Schroeder war, einen Einblick in die vermeintlich abgeschottete Welt der Sinti und Roma zu gewähren. Ehemalige Wohnorte, Campingplätze sollten gezeigt, auf Missstände hingewiesen werden. Es sollte beleuchtet werden, woher das Misstrauen auf beiden Seiten kommt und wo die größten Defizite sind. Eine Tragödie, für die beide Seiten nichts können. Nach und nach zeigte sich jedoch anscheinend, dass es so einfach nicht ist. Das Projekt entwickelte sich weiter. Read the rest of this entry »
November 9th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Radio & TV
Alexandra Wachter mit „Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnen-Anerkennungspreis“ ausgezeichnet
Für die Dokumentation „Jenische in Österreich – Fremd im eigenen Land“ begab sich „PULS 4“-Journalistin Alexandra Wachter zwei Jahre lang auf Spurensuche der „vergessenen“ Volksgruppe und sprach mit Betroffenen, Zeitzeugen und Experten. Am Mittwoch wurde sie für die Dokumentation mit dem „Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnen-Anerkennungspreis“ in der Kategorie TV ausgezeichnet.
Alexandra Wachter: „Ich bin dankbar und demütig, dass dieses Thema, das bisher so wenig Beachtung gefunden hat, durch den Anerkennungspreis in den Mittelpunkt rückt. Denn was den Mitgliedern dieser Volksgruppe widerfahren ist, widerspricht jeglicher Auffassung von Gerechtigkeit. Eben dorthin müssen wir als JournalistInnen blicken. Wir müssen auf Missstände hinweisen und für Menschenrechte und Gleichstellung eintreten. Das ist der Grund, warum der Beruf der Journalistin für mich eine Berufung ist.“
Begründung der Jury: In der 20-minütige Dokumentation zeigt Alexandra Wachter einen blinden Fleck in der österreichischen Geschichte und auch in der Medienberichterstattung: das Schicksal der Jenischen, die seit Jahrhunderten diskriminiert und bei uns bis heute nicht als Volksgruppe anerkannt sind.
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Oktober 26th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe
Gemajndakero bauninipeskero akaripe palo Rudolf Sarközi
O kherengero bauninipeskero rot Michael Ludwig, o becirkiskero angle tertschardo Adolf Tiller taj i gemajndakeri rotkija Barbara Novak hetvinate o anaveskero dipe le gemajndakere bauninipestar andi Springsiedelgasse 32 ande Döbling ando „Rudolf-Sarközi-Hof“ angle line. Ande ada khereskero bauninipe o Sarközi 52 berscha dur atschlahi.
O Rudolf Sarközi pe le aun prindscharipeske le Romenge taj Sintijenge ojs austritiki flogoskeri grupn ande beschartscha. Ov o erschti Rom sina, savo politisch ande jek birovtschago völim ulo. „Le Rudolf Sarköziskero dschivipe le ande bescharipeske gejng o ar granicalinipe, intoleranc, taj rasismus sina. O historischi upre butschalinipe le genocidistar upro europitike Roma taj Sinti leske jek igen vodschikano aunpaschlaripe sina“, phenel o Michael Ludwig. Buto nipo leskera familjiatar, telende leskeri burgenlanditiki baba taj leskero papu, ando logertscha murdarde ule. Ando bersch 1993 jeke alaveha o aunprindscharipe ando parlament le Romendar taj Sintijendar ojs austritiki flogoskeri grupn leskere bare ande bescharipeske schaj use pisim ol. Ov phurtakero keraschi la tolerancake sina, phenel o Ludwig.
„Mindig loschanipe sina, le profesori Rudolf Sarköziha khetan te butschalinel. Sar andi funkcijona ojs becirkiskero rot, sar te ojs schero le kulturakere farajnistar, schaj but projektscha khetan prik beshartscham. Leskero manuschanipe taj pomoschago na tschajk ande Döbling sina, upro cilo them lo prindschardo sina taj leske but palikeripe taj aunprindscharipe antscha“, phenel o becirkiskero angle terdschaschi Adolf Tiller.
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Oktober 11th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe
Wien: Die städtische Wohnhausanlage Springsiedelgasse 32 trägt nun den Namen des Gründers des Kulturvereins österreichischer Roma
Rudolf Sarközi setzte sich federführend für die Anerkennung der Roma und Sinti als österreichische Volksgruppen ein. Er war der erste Rom, der in Österreich in ein politisches Amt gewählt wurde. Zwischen 2001 und 2010 war er Bezirksrat in Wien-Döbling, wo er seit Jahrzehnten wohnte. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher Adolf Tiller und Gemeinderätin Barbara Novak nahmen am Montag die Namensgebung des GemeindeBaus Springsiedelgasse 32 in Döbling in „Rudolf-Sarközi-Hof“ vor. In dieser Wohnhausanlage lebte Sarközi 52 Jahre lang.
Der Rudolf-Sarközi-Hof
Die in Hanglage von 1952 bis 1954 errichtete Siedlung umfasst 15 Baublöcke mit insgesamt 19 Stiegen auf die sich 181 Wohnungen verteilen. Zwischen den Blöcken liegt eine großzügige Grünraumfläche mit Durchgangsmöglichkeiten zu den einzelnen Stiegen. Geplant wurde die Anlage von den Architekten Heinrich Vana (1889–1967) und Norbert Schlesinger (1908–1980).
Rudolf Sarközi
Rudolf Sarközi wurde am 11. November 1944 im Konzentrationslager Lackenbach geboren und wuchs im südlichen Burgenland auf. Als Rom diskriminiert, blieb ihm ein Lehrplatz verwehrt, weswegen er als Hilfsarbeiter tätig war. 1964 wurde Wien sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt, wo er 1980 als Kraftfahrer in den Dienst der Stadt Wien trat. Sarközi engagierte sich schon früh für die Anerkennung seiner Volksgruppe. 1991 gründete er den Kulturverein österreichischer Roma, dem er als Obmann vorstand. Er war außerdem federführend an der Vorbereitung des Nationalratsbeschlusses beteiligt, der die Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe anerkannte. Read the rest of this entry »
Juli 22nd, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Geschichte & Gedenken
90 berschenca jek le lejcti prik dschivde holocaust Romendar andar i Tschechija Emílie Machálková muli. Oj na ande logertscha ledschim uli, lake o biro andar i gemajndi Nesovice, saveske oj buti kerlahi, pomoschintscha. Ov le nimtschke „Gestapo“ schaj prik vakertscha taj afka odoj schaj atschini. Pedar lakero mulipe o tschechitiko radijo CRo phukatscha. „Sako di, kada me la srastunaha upri buti ladahi, o nimtschke harengere odoj sina“, phentscha oj jefkar uso projekto „Gedächtnis der Nation“. „Taj sakovar man phutschle, soske me telal o nipo som, sar oda al, soske me na ande logeri som.“ Buteder sar 30 dschene latar ando nacijonalsocijalistischi rajipe murdarde ule. Palo haburi i Machálková ojs dschilaschkija tradicijoneli Romane dschilaschenca peske anav kertscha. Paloda vakeriptscha likerlahi terne dschenenge pedar lakeri historija lakere nipostar. Oj andar barikani familija al: Lakero batschi ando maschkarutno haburi la Tschechoslovakijatar o erschti fischgaroschi andar o Romengero tschulipe sina. Read the rest of this entry »
Juli 19th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Geschichte & Gedenken
Letzte Überlebende des Völkermords an tschechischen Roma gestorben
Die letzte Überlebende des Völkermords an den tschechischen Roma, Emílie Machálková, ist tot. Sie starb im Alter von 90 Jahren, berichtete der Tschechische Rundfunk in seinen Inlandssendungen am Montag. Die Nationalsozialisten wollten auch die Familie von Machálková in ein Vernichtungslager bringen. Der Bürgermeister ihres Heimatortes konnte aber bei der Gestapo in Brno / Brünn eine Ausnahme aushandeln. Wähvrend des Zweiten Weltkriegs haben die Deutschen 90 Prozent der tschechischen Roma ermordet. Nur 600 der insgesamt 6000 Angehörigen überlebten den Porajmos, den Völkermord an den europäischen Roma.
(Text: Radio Praha)
Juni 5th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe
Die schwedische Silberschmiedin, Künstlerin und Roma-Aktivistin Rosa Taikon ist tot.
Rosa Taikon kam am 30. Juli 1926 in einem Wohnwagen in der schwedischen Stadt Tibro zur Welt. Sie entstammte einer über Russland nach Schweden gelangten Familie von Kalderaš-Roma. Rosa Taikon, ältere Schwester der Autorin Katarina Taikon (1932–1995), war nicht nur für ihren besonderen Schmuck und ihre Silberarbeiten bekannt, mit denen sie an alte Kunsttraditionen der Roma anknüpfte und die heute zu den Exponaten von Nationalmuseum und Röhsska Museum gehören, sondern auch für ihren lebenslangen Kampf für die Rechte der Roma in Schweden. 2013 wurde sie mit dem Olof Palme-Preis für Menschenrechte ausgezeichnet.
Am 1. Juni 2017 verstarb Rosa Taikon im 91. Lebensjahr in ihrem mittelschwedischen Heimatort Ytterhogdal (Härjedalen).
(dROMa)
Mehr hier: Rosa Taikon, Rombase (2002)
Mai 15th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Religion

Österreichs erster Roma-Seelsorger Ehrenkons.Rat Mag. Werner Klawatsch ist am 10. Mai nach längerer Krankheit in Wiesen verstorben.
Werner Klawatsch wurde am 14. April 1939 in Wiener Neustadt geboren und wuchs in seiner Heimtatpfarre Wiesen auf. 1962 wurde er im Eisenstädter Dom zum Priester geweiht. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2009 betreute Werner Klawatsch die drei Pfarrgemeinden Neutal, Markt St. Martin, wo er auch seinen Wohnsitz fand, und Landsee. Von 1998 bis 2008 leitete er als Dechand das Dekanat Oberpullendorf, dazu kam seine Mitarbeit in verschiedenen wichtigen diözesanen Gremien.
Einen großen Dienst erwies er der Diözese Eisenstadt und vor allem der Volksgruppe der Roma durch die Wahrnehmung der Leitung des Referates für die Pastoral an Angehörigen ethnischer Gruppen – und damit als erster Seelsorger für die Angehörigen der Roma in der Diözese Eisenstadt – von 1995 bis 2002. Mit den Aufgaben des Seelsorgers für die Roma und Sinti in Österreich betraute ihn während dieser Zeit auch die Österreichische Bischofskonferenz. Er nahm auch diese seelsorgerische Aufgabe mit großem Einsatz und Einfühlungsvermögen wahr.
Die Begräbnisfeier für den verstorbenen Priester beginnt am Dienstag, dem 16. Mai 2017, um 15 Uhr mit der hl. Messe in der Pfarrkirche zum Heiligen Geist in Wiesen, anschließend erfolgt die Beisetzung im Priestergrab der Pfarre Wiesen.
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März 29th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Einrichtungen, Rassismus & Menschenrechte
Ein Leben für die Menschenrechte von Minderheiten weltweit
Nach fast 50 Jahren beendet einer der profiliertesten Menschenrechtler Deutschlands, Tilman Zülch, seine Tätigkeit als Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Künftig wird der 77 Jahre alte GfbV-Gründer die GfbV-Kampagnen beratend begleiten. Die politische Leitung der Menschenrechtsorganisation übernimmt der langjährige GfbV-Asien- und Afrika-Experte Ulrich Delius.
In einer Dokumentation zum 50-jährigen Bestehen der GfbV wird Tilman Zülch den konsequenten Kampf der GfbV gegen Völkermord und Massenvertreibung ethnischer sowie religiöser Minderheiten und indigener Gemeinschaften seit 1968 festhalten. Die GfbV ging aus der von den damaligen Hamburger Studenten Zülch und Klaus Guercke 1968 gegründeten „Aktion Biafra-Hilfe“ hervor. Mit Tilman Zülch an der Spitze ist die GfbV immer wieder gegen den Strom geschwommen und hat sich nicht zuletzt für Volksgruppen eingesetzt, „von denen keiner spricht“, so der Titel eines der von Zülch herausgegebenen Bücher.
1979 bis 1981 machte die GfbV den bis dahin tabuisierten Holocaust an Sinti und Roma bekannt. Der von Zülch 1979 herausgegebene Band „In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt“ (mit einem Vorwort des Philosophen Ernst Tugendhat), ein gemeinsam mit dem Verband deutscher Sinti unter Romani Rose organisierter Trauermarsch zur KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen (1979) mit der damaligen Präsidentin des Europaparlaments Simone Veil und Heinz Galinski, damaliger Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie schließlich der Internationale Roma-Kongress (1981) in Göttingen unter Schirmherrschaft von Simon Wiesenthal und Indira Ghandi mit 400 Roma-Delegierten aus 26 Staaten und fünf Kontinenten brachten den Durchbruch: Der Genozid wurde von der Bundesregierung anerkannt. Staatenlose Sinti erhielten ihre deutsche Staatsbürgerschaft zurück, die Bezeichnung Sinti/Roma anstelle von Zigeuner wurde durchgesetzt und die neu entstandenen Institutionen der Volksgruppe wurden nun staatlich gefördert.
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März 11th, 2017 |
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Ehrungen & Nachrufe, Film & Theater, Jugend & Bildung, Radio & TV
Grimmepreis 2017 für den Beitrag von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier (Redaktion: Emanuela Penev) aus der WDR-Reihe „Hier und Heute“
>>Beitrag ansehen (29 Min.)
„Ich bin immer auf der Straße. Egal, auch wenn es regnet oder schneit.“ Für Lutwi ist es das Größte, wenn er mit seinen Freunden zusammen ist. Straßenfußball, Wasserschlachten oder Hütten bauen: Seit vier Jahren nun ist die Dortmunder Nordstadt Lutwis Zuhause. Aber wie lange noch? Der Zwölfjährige kommt bald auf die Gesamtschule – und er will auch Abitur machen. Seine Eltern, Roma aus dem Kosovo, sind richtig stolz auf ihn. Lutwi ist ein aufgeweckter Junge, den das Leben aber mit großer Wucht trifft: Ihm und seiner Familie droht die Abschiebung zurück in den Kosovo. Lutwi ist es, der beim Rechtsanwalt übersetzen muss, er erklärt seinen Eltern, was in den Briefen der Ausländerbehörde steht. Viel Verantwortung für einen Zwölfjährigen. Der Film erzählt konsequent aus Lutwis Perspektive. Was jedem Erwachsenen den Boden unter den Füßen wegziehen würde, versucht Lutwi auf seine Art und Weise zu meistern. Es ist die Geschichte eines Jungen, der hin- und hergerissen ist zwischen überbordendem Spiel und erdrückender Unsicherheit.
Gewinner des Grimme-Preises 2017 in der Kategorie Kinder & Jugend. Die Verleihung des Preises findet am 31. März 2017 in Essen statt und wird von 3sat ab 19:00 Uhr im Livestream übertragen sowie zeitversetzt ab 22:35 Uhr auf 3sat ausgestrahlt.
(Text: WDR)